Dramatische Entwicklung: Sächsische Störche töten ihre Babys

Chemnitz/Bad Lausick - Drama in der Kinderstube: Weil die Nahrung knapp wird, werfen Storchenpaare dieses Jahr häufig das jüngste Küken aus dem Nest oder verzehren es selbst.

Im Storchennest von Grüna sitzen jetzt nur noch drei Küken im Nest.
Im Storchennest von Grüna sitzen jetzt nur noch drei Küken im Nest.  © sachsenstorch.de

Jüngstes Beispiel: Im Storchennest von Chemnitz-Grüna sind vor wenigen Tagen vier Küken geschlüpft. Am Dienstag packte ein Elternvogel das schwächste mit dem Schnabel und tötete das Nesthäkchen. Eine Webcam am Nest dokumentierte die rabiate Maßnahme, die die Überlebens-Chance der verbleibenden Geschwister verbessern soll.

Ornithologe Klaus Döge (71) aus Otterwisch betreut sachsenweit ein Dutzend Kameras an Storchennestern und wertet die Aufnahmen aus, darunter auch die aus dem Chemnitzer Stadtteil Grüna. "Dieses Jahr ist es extrem. Viele Nester waren mit vier oder fünf Jungstörchen besetzt. In den vergangenen Tagen wurden außer in Grüna auch zwei Jungstörche in Borna aus Nestern geworfen, einer in Frohburg und einer in Otterwisch."

Der Vogelexperte vermutet, dass die Trockenheit in einigen Regionen ihren Tribut fordert. "In den ersten Tagen brauchen die jungen Störche Regenwürmer und kleine Insekten als Futter. Hinzu kommt, dass es dieses Jahr viel weniger Mäuse gibt."

Ein Altstorch in Otterwisch fraß das schwächste Vogelküken auf, damit die Geschwister bessere Chancen haben zu überleben.
Ein Altstorch in Otterwisch fraß das schwächste Vogelküken auf, damit die Geschwister bessere Chancen haben zu überleben.  © sachsenstorch.de

Trockenheit und Insektenmangel sorgen für Nahrungsengpässe

Ornithologe Jens Hering (56) sieht die aktuelle Brutsaison noch nicht gefährdet.
Ornithologe Jens Hering (56) sieht die aktuelle Brutsaison noch nicht gefährdet.  © Andreas Kretschel

Der Limbach-Oberfrohnaer Ornithologe Jens Hering (56) weiß von einem weiteren Storchenjungen, das im Landkreis Zwickau von den Altvögeln geopfert wurde: "Weil dieses Jahr aber relativ viele Jungvögel geschlüpft sind, ist das noch nicht bedrohlich für die Brutsaison."

Ein Problem entsteht aber, wenn Trockenheit und Insektenmangel mit einer geringen Mäusepopulation zusammentreffen.

"Dann bekommen die Altvögel den Nachwuchs nicht mehr satt und dann kann es auch für die verbliebenen Jungvögel kritisch werden."

Titelfoto: sachsenstorch.de

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