Blutnacht in Hanau: Elf Tote bei Schießerei, Täter erschoss auch schwangere Frau

Hanau - In der südosthessischen Stadt Hanau unweit von Frankfurt am Main kam es am späten Mittwochabend zu einem furchtbaren Gewaltverbrechen: Mehrere Menschen sind tot!

In der Innenstadt von Hanau kam es zu einem Anschlag mit zahlreichen Toten.  © wiesbaden112.de

Nach Angaben der Polizei fielen am Mittwochabend ab etwa 22 Uhr in und vor zwei Hanauer Shisha-Bars Schüsse.

In der Innenstadt, im Bereich des Heumarkts, wurden der Polizei zufolge mehrere Menschen erschossen.

Von dort sei ein dunkler Wagen davongefahren. Ein weiterer Tatort liegt nach Polizei-Angaben am Kurt-Schumacher-Platz. Er befindet sich etwa zweieinhalb Kilometer vom Heumarkt entfernt im Stadtteil Kesselstadt. Dort wurden der Polizei zufolge weitere Menschen erschossen.

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Außerdem wurden nach Polizeiangaben mehrere Menschen verletzt.

Die Polizei sperrte die Gegend um die beiden Tatorte weiträumig ab. Beamte mit Maschinenpistolen sicherten die Umgebung. Menschen standen in der Nähe der mit Flatterband abgesperrten Bereiche und weinten. Ein Polizeihubschrauber kreiste über der Stadt.

Nach Zeugenaussagen zu einem Fluchtfahrzeug seien Spezialkräfte in eine Wohnung im Stadtteil Kesselstadt eingedrungen, hieß es von Seiten der Polizei weiter. Dort wurden zwei Tote entdeckt – unter ihnen der mutmaßliche Täter. Hinweise auf weitere Täter gibt es den Ermittlern zufolge nicht.

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Schüsse in Hanau: Mehrere Menschen tot

Die Ermittlungen zu ihrer Identität seien noch nicht abgeschlossen. Der Bundesanwaltschaft zu Folge handelt es sich bei den Todesopfern um Personen im Alter zwischen 21 und 44 Jahren. Dazu wurden mehrer Menschen verletzt, eine davon lebensgefährlich. Unter den Opfern waren sowohl ausländische als auch deutsche Staatsangehörige.

Über die genaue Anzahl der Toten bei der Schießerei in Hanau kursierten in der Nacht verschiedene Angaben. Insgesamt soll es elf Tote geben. Einer davon ist der mutmaßliche Täter Tobias R. und dessen Mutter.

TAG24 berichtet in einem Live-Ticker über die Entwicklung der Ereignisse in Hanau.

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US-Demokrat Sanders verurteilt Anschlag in Hanau

Update, 21.05 Uhr: Der Anschlag in Hanau zeigt nach Ansicht des US-Präsidentschaftsbewerbers Bernie Sanders die "tragischen Kosten" von ausländerfeindlichem Eifer. Die von einem "rechten Terroristen" begangenen "Morde" zeigten, dass solche Kräfte ihre Macht durch das Verbreiten von "Spaltung und Hass" festigen wollten, erklärte Sanders am Donnerstag auf Twitter.

Er werde sich als Präsident für Einheit und Verständigung einsetzen. Sanders bewirbt sich derzeit um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. In seinem Tweet verwies Sanders auf einen Medienbericht zu dem mutmaßlich rechtsradikal und rassistisch motivierten Angriff vom Mittwochabend in Hanau.

Berlinale erinnert mit Gedenkminute an Opfer von Hanau

Update, 20.33 Uhr: Zum Auftakt der Berlinale hat das Festival der Opfer des mutmaßlich rassistisch motivierten Anschlags von Hanau gedacht. Die Gäste der Eröffnungsgala im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz erhoben sich für eine Schweigeminute von ihren Plätzen. "Die Ereignisse in Hanau gestern haben uns alle wirklich sehr betroffen gemacht", sagte die neue Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek am Donnerstagabend.

Kurdische Gemeinde: Viele fühlen sich nicht mehr sicher

Update, 20.30 Uhr: Der Bundesvorsitzende der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak, sieht nach der Bluttat von Hanau ein zunehmendes Gefühl von Unsicherheit bei vielen Menschen mit Migrationshintergrund. "Diese Tat von Hanau hat letztendlich dazu geführt, dass die Menschen sich gar nicht mehr sicher fühlen", sagte er am Donnerstagabend im ZDF. Sie erwarteten deutliche Zeichen des Staates gegen Rechtsextremismus. "Wir müssen auch mit polizeilichen Mitteln gegen den Rechtsextremismus in unserem Land vorgehen."

War Tobias R. schizophren?

Update, 20.20 Uhr: Nach Meinung der forensische Psychiaterin Nahlah Saimeh gäbe es allein durch das vom mutmaßlichen Täter veröffentlichte Video und das Manifest Hinweise auf eine "sehr komplexe, schwere psychische Erkrankung", so Saimeh gegenüber der FAZ. So erscheine er "schwerwiegend wahnhaft" gestört und handelte nach einer "rechtsextremen narrativen Folie". Auch litt er offenbar an „akustischen Halluzinationen“.

Eintracht-Fans fordern "Nazis raus" nach Zwischenrufen bei Schweigeminute bei Frankfurt gegen Salzburg

Update,19.57 Uhr: Während der Schweigeminute vor dem Euro-League-Match zwischen Eintracht Frankfurt und Red Bull Salzburg für die Hanau-Opfer kam es zu Zwischenrufen aus dem Fan-Block. Frankfurter Anhänger reagierten mit "Nazis raus"-Rufen. Mehr lest Ihr >>> hier.

Die Spieler von Eintracht Frankfurt (r) und RB Salzburg stehen bei einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags in Hanau zusammen.  © Arne Dedert/dpa

Hunderte Menschen bei Mahnwache am Brandenburger Tor in Berlin

Update, 19.16 Uhr: Mehrere Hundert Menschen, darunter etliche prominente Politiker, haben am Donnerstagabend in Berlin am Brandenburger Tor der Opfer des Anschlags von Hanau gedacht. Sie bildeten eine große Menschenkette rund um das Tor. Einige hielten Kerzen in den Händen und legten Blumen an dem Bauwerk ab. Vereinzelt waren Europaflaggen zu sehen. Auf einem Schild stand zu lesen: "Wir trauern um die Opfer von Hanau, Halle, Kassel, Mölln etc. Stoppt Hass und Hetze in den asozialen Medien".

Zuvor hatten sich rund 20 Politiker verschiedener Parteien an den Händen gefasst und eine Schweigeminute abgehalten. Zu ihnen zählten die beiden Bundes- und Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Annalena Baerbock und Katrin Göring-Eckardt, FDP-Chef Christian Lindner, SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und der SPD-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Raed Saleh. Danach gingen die Bundespolitiker geschlossen zum Bundestag zurück.

Auch in anderen Städten Deutschlands wurden Mahnwachen veranstaltet. So beispielsweise auch in München, Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Bremen, Hamburg und in Hanau.

Passanten halten in der Innenstadt mit Kerzen eine Mahnwache für die Opfer von Hanau ab.  © Peter Kneffel/dpa

"Nazijäger" Klarsfelds ziehen nach Anschlag Parallele zu Nazis

Update, 18.53 Uhr: Nach dem mutmaßlich rechtsradikalen und rassistischen Anschlag von Hanau haben Beate und Serge Klarsfeld eine historische Parallele zu den Nationalsozialisten gezogen. Der Anschlag in Hessen habe Muslimen gegolten - in einer Art und Weise, die an die Ausschreitungen der Nazis gegen die Juden vor 1933 erinnere. Das teilten die Klarsfelds, die die "Vereinigung der Söhne und Töchter der deportierten Juden Frankreichs" führen, am Donnerstagabend in Paris mit.

Beate und Serge Klarsfeld waren als "Nazijäger" bekannt geworden - sie sorgten für die Enttarnung untergetauchter NS-Verbrecher. Für ihren Kampf gegen das Vergessen von Antisemitismus waren sie Juli vergangenen Jahres mit dem Großen Deutsch-Französischen Medienpreis ausgezeichnet worden.

Muslime und Juden müssten gemeinsam dafür kämpfen, dass die rechtsextremistische Gewalt ende, hieß es weiter in der Mitteilung. Mit Blick auf Muslime schrieben die Klarsfelds: "Die deutsche extreme Rechte ist ihr Feind, wie sie der Feind der Juden ist."

UN-Generalsekretär "entsetzt" über rassistischen Angriff von Hanau

Update, 18.51 Uhr: UN-Generalsekretär António Guterres hat mit Bestürzung auf den mutmaßlich rechtsradikal motivierten Angriff von Hanau reagiert und einen verstärkten Kampf gegen Rassismus gefordert. "Der Generalsekretär ist entsetzt über die Schüsse von Hanau", sagte Sprecher Stéphane Dujarric am Donnerstag in New York.

Guterres spreche den Familien der Opfer und der deutschen Regierung sein Beileid aus. "Der Generalsekretär steht in Solidarität mit Deutschland und bekräftigt seinen Aufruf an uns alle, unser Versprechen zur Beendigung von Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Hass gegenüber Muslimen zu erneuern".

Gedenkfeier in Hanau: Steinmeier mit Ansprache

Update, 18.40 Uhr: Steinmeier meldete sich bei der Gedenkfeier in Hanau zu Wort benannte den Anschlag, bei dem ein 43-Jähriger neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen und anschließend seine Mutter und sich selbst getötet hat, als Terrortat. "Denn das heißt doch Terror: durch Gewalt und Tod Schrecken zu verbreiten, Angst zu machen, uns auseinander zu treiben."

"Wir sind heute her gekommen um zu zeigen, dass wir zusammen stehen und mit den Familien der Opfer sind“, so Steinmeier. Rund 5000 Menschen besuchten die Gedenkveranstaltung.

Frank-Walther Steinmeier hält auf der Gedenkveranstaltung eine Rede.  © Boris Roessler/dpa

Grüne und SPD unterbrechen Wahlkampf in Hamburg

Update, 18.22 Uhr: Nach der mutmaßlich rassistischen Bluttat von Hanau hat sich Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher bestürzt gezeigt. Im Wahlkampf vor der Bürgerschaftswahl am Sonntag müsse innegehalten werden.

Deshalb habe die SPD ihre Wahlkampfveranstaltung am Donnerstag abgesagt und alle ihre Mitglieder zur Teilnahme an einer Kundgebung auf dem Rathausmarkt aufgerufen. "Wir müssen eintreten für eine tolerante, eine internationale, gemeinsame Stadtgesellschaft in Hamburg", so Tschentscher. Nach der SPD hatten auch die Hamburger Grünen ihre für Donnerstag geplante Wahlkampfveranstaltung abgesagt.

Anna von Treuenfels (FDP, l-r), Spitzenkandidatin zur Bügerschaftswahl, Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz und Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister Hamburgs, nehmen an einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Attentats  © Markus Scholz/dpa

Bundespräsident Steinmeier gedenkt der Opfer von Hanau

Update 18.16 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Tatorte des mutmaßlich rassistisch motivierten Anschlags in Hanau besucht. Gemeinsam mit anderen Politikern, darunter Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), und seiner Frau Elke Büdenbender gedachte er dort am Donnerstag mit einer Schweigeminute der Opfer. Anschließend wollte Steinmeier bei einer Mahnwache der Stadt Hanau auf dem Marktplatz eine kurze Ansprache halten.

Frank-Walter Steinmeier (M), Bundespräsident, hält während einer Gedenkveranstaltung einen Strauß Blumen und steht neben seiner Frau Elke Büdenbender (2.v.l) und Ursula Bouffier (2.v.r).  © Uwe Anspach/dpa

Heil nennt AfD "geistige Brandstifter"

Update, 18.11 Uhr: Nach dem mutmaßlich rassistischen Anschlag in Hanau hat der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Hubertus Heil die AfD als geistige Brandstifter bezeichnet. "Wir müssen mehr Härte gegen Rechts zeigen in Deutschland", sagte der Bundesarbeitsminister der Deutschen Presse-Agentur am Rande einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der Bluttat auf dem Hamburger Rathausmarkt.

Die Tatsache, dass die AfD-Fraktion dort nicht gemeinsam mit den anderen in der Bürgerschaft vertretenen Parteien zusammengestanden habe, spreche für sich. "Das sind geistige Brandstifter", sagte Heil. "Ich erlebe diese Hetzreden im Deutschen Bundestag, und in Hamburg gibt es so etwas auch."

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