(Tödliche) Gefahr auf Sachsens Straßen: Vorsicht, wuschiges Wild!
Dresden - Kaum ein Tag vergeht derzeit, ohne dass irgendwo in Sachsen ein Reh mit einem Auto oder Motorrad kollidiert - mit zuweilen tödlichen Folgen! An der Liebesduselei des Wildes während der Brunftzeit liegt es (noch) nicht. Der Grund dafür ist ein ganz anderer ...
Erst kürzlich kollidierten in Glaubitz (Landkreis Meißen) eine Motorradfahrerin (†43) und ein Reh. Die Frau erlag ihren schweren Verletzungen, auch das Wildtier ließ sein Leben.
Fast täglich vermeldet die Polizei mehrere Wildunfälle. Die Rehe springen unvermittelt auf die Straße, Auto- und Motorradfahrer können nicht mehr rechtzeitig bremsen.
Während die Rehe im Winter einen herabgesetzten Stoffwechsel haben und oft in Gruppen auf Feldern zusammenstehen, werden sie im Frühjahr wieder mobiler.
Alles grünt, sie wechseln auf ihre oft seit Generationen angestammten Äsungsflächen, gehen auf Nahrungssuche. Deckung suchen sie beispielsweise in Rapsfeldern.
Die meisten Wildunfälle passieren zwischen April und Mai
"Ihr Lebensraum ist durch Straßen zerschnitten", erklärt Jens Koebel (60) vom Landesjagdverband Sachsen e. V. Er warnt davor, mit lautem Gehupe durch die Natur zu fahren, in der Annahme, es könnte das Wild von den Straßen wegtreiben.
"Das bringt nichts. Das schreckt es nur auf", so Koebel. Er rät, langsam zu fahren und die Tiere zudem nicht durch Aufblenden zu irritieren. Angefahrene Rehe erhalten oft den Gnadenschuss vom Jäger.
Ihr Fleisch wird - sofern noch in Ordnung - an Tierparks zur Fütterung an Raubtiere gegeben.
Die meisten Wildunfälle ereignen sich übrigens in den Monaten April und Mai. Im vergangenen Jahr wurden in Sachsen in dieser Zeitspanne 10.393 (!) derartige Zusammenstöße gezählt - rund elf Prozent aller im Freistaat erfassten Unfälle.
Titelfoto: Montage: dpa-tmn/Arne Dedert, imago/Christoph HardtMontage: dpa-tmn/Arne Dedert, imago/Christoph Hardt