2500 Jahre alt: Pirna zeigt erstmals den Kelten-Schatz von Pratzschwitz

Pirna - Dieser sensationelle Fund löste im Oktober 2018 Schlagzeilen aus: Am Rand der Kiesgrube in Pirna-Pratzschwitz wurde bei Baggerarbeiten erstmals in Sachsen keltischer Prunkschmuck entdeckt: drei bronzene Gewandschließen (Fibeln), 480 Perlen aus Glas und Bernstein sowie ein Kettencollier aus 790 Ringen.

Umfangreich restauriert kann der Keltenschmuck nun in Pirna begutachtet werden - so auch die Gewandschließe (l.) aus Bronze, verziert mit einem menschlichen Antlitz und einem Wolfs- oder Hundekopf.
Umfangreich restauriert kann der Keltenschmuck nun in Pirna begutachtet werden - so auch die Gewandschließe (l.) aus Bronze, verziert mit einem menschlichen Antlitz und einem Wolfs- oder Hundekopf.  © Steffen Füssel

Der fast 2500 Jahre alte Schmuck ist von solch exzellenter Handwerkskunst, wie sie bisher in ganz Mitteleuropa nicht gefunden wurde.

Nach umfangreicher Restauration wird er nun erstmals bis 25. September im Stadtmuseum Pirna ausgestellt.

Wo der Schmuck gefunden wurde, siedelte in der jüngeren Eisenzeit die sogenannte Bodenbacher Gruppe. Nur rund 80 Meter von der Elbe entfernt, am Ende der uralten Handelsroute, die von Usti nad Labem (Tschechien) nach Pirna führte.

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"Auf einem Areal von rund 250 mal 250 Metern lebten rund 120 Menschen", vermutet Archäologe Dr. Ingo Kraft (61).

Archäologe Ingo Kraft (61) ist auch fünf Jahre nach der Entdeckung noch vom Keltenschmuck fasziniert.
Archäologe Ingo Kraft (61) ist auch fünf Jahre nach der Entdeckung noch vom Keltenschmuck fasziniert.  © Steffen Füssel
Im Stadtmuseum Pirna wird der Schatz in einer Sonderausstellung präsentiert.
Im Stadtmuseum Pirna wird der Schatz in einer Sonderausstellung präsentiert.  © Steffen Füssel

Das Schicksal der Besitzerin bleibt unbekannt

Das Ketten-Collier ist vermutlich ein vererbter Familienschmuck und noch zwei, drei Generationen älter als die Perlenketten.
Das Ketten-Collier ist vermutlich ein vererbter Familienschmuck und noch zwei, drei Generationen älter als die Perlenketten.  © Steffen Füssel

"Der Schmuck war in einem Tongefäß verwahrt, das sich in einer etwa 1,80 Meter tiefen, symbolischen Grablege befand. Da die Kelten nie im heutigen Sachsen lebten, handelt es sich mit großer Sicherheit um den Schmuck einer keltischen, sehr angesehenen Frau, die aus dem Böhmischen in die Siedlungsgruppe eingeheiratet hatte", so Kraft.

Doch das größte Geheimnis kann auch Kraft nicht lüften. "Im Grab fanden sich keinerlei menschliche Überreste. Wir wissen nichts über das Schicksal der Besitzerin", bedauert Kraft.

"Sie könnte in Böhmen gestorben sein - bei einem Besuch ihrer keltischen Heimat. Sie könnte in der Elbe ertrunken sein oder von Widersachern ermordet und beiseite geschafft."

Die Perlen aus Bernstein und Glas waren ursprünglich auf einem Woll-Faden aufgezogen.
Die Perlen aus Bernstein und Glas waren ursprünglich auf einem Woll-Faden aufgezogen.  © Landesamt für Archäologie Sachsen/Martin Jehnichen
Der Fundort an der Kiesgrube Pratzschwitz, nur wenige Meter von der Elbe entfernt.
Der Fundort an der Kiesgrube Pratzschwitz, nur wenige Meter von der Elbe entfernt.  © Steffen Füssel

So fantastisch wie der Schatz können die Geschichten sein, die sich um ihn ranken.

Titelfoto: Montage Landesamt für Archäologie Sachsen/Martin Jehnichen, Steffen Füssel (2)

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