Dynamo-Fan meldet sich nach Differenzen mit Leistner zu Wort: "Habe mich bei ihm entschuldigt"

Dresden - Nachdem am gestrigen Montag die Mannschaften von SG Dynamo Dresden und Hamburger SV im DFB-Pokal aufeinander trafen und die Dresdner klar gewannen, kam es im Fanblock zum Eklat zwischen einem Fan und HSV-Profi Toni Leistner (30). Nun meldet sich der vermeintliche Verursacher exklusiv bei TAG24 zu Wort.

Toni Leistner (r., 30, weißes Trikot) wird von einem Ordner vom Dynamo-Fan (rotes Jersey), der ihn beleidigt haben soll, getrennt.  © imago images/Jan Huebner

Das Spiel wurde abgepfiffen, es stand 4:1 für die Dresdner. Im Anschluss sollten einige Spieler dem Fernsehsender Sky Interviews geben. So wurde auch Toni Leistner von Sky-Moderator Jurek Rohrberg zur überraschenden Niederlage im DFB-Pokal befragt.

Doch das Interview beendete er abrupt. Ein Fan soll ihn und seine Familie aufs übelste beleidigt haben, teilte er am späten Abend auf Instagram mit. Die Worte, die auch von Videoaufnahmen eingefangen worden sein sollen, sind derart übel, dass wir sie bei TAG24 nicht wiedergeben wollen. 

Leistner: "Ich bin nach dem Spiel von der Tribüne meiner Heimatstadt aus massiv beleidigt worden. Damit kann ich normalerweise umgehen. Doch dann ging es extrem unter die Gürtellinie gegen meine Familie, meine Frau und meine Tochter. In dem Moment sind mir die Sicherungen durchgebrannt, zumal dies ohnehin ein extrem emotionales Spiel für mich war", so der gebürtige Dresdner.

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Der Fußballer sprang aus diesem Grund kurzerhand in den Block und legte sich mit dem mutmaßlichen verantwortlichen Pöbler an. 

Doch der entsprechende Dynamo-Anhänger, der anonym bleiben will, schilderte im Gespräch mit TAG24: "So war es gar nicht."

"Ich würde die Sache gern richtigstellen", erklärte der Fan, der von Leistner gepackt und zu Boden gedrückt wurde. "Er rechtfertigt seinen Ausraster damit, dass ich seine Familie beleidigt haben soll. Das war definitiv nicht der Fall." Zumindest sollen die in Videos zu hörenden Rufe samt Wünschen, dass Leistners Familie sterben solle, nicht von ihm gekommen sein.

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Toni Leistners Familie nicht beleidigt: Rastete HSV-Profi zu schnell aus?

Toni Leistner (M) wärmt sich mit seinen Team-Kollegen vor dem Spiel in Dresden auf.  © dpa/Robert Michael/dpa-Zentralbild

Demnach habe der junge Mann, der das Spiel im weinroten Trikot aus dem Block N verfolgte, nur "ein bisschen gepöbelt", wie er sagte. "Das waren die üblichen Phrasen, die Fans nach so einem Spiel von sich geben."

"Zwei Kumpel sind im Block heruntergegangen und wollten hören, was die HSV-Spieler im Interview sagen", fuhr der SGD-Anhänger fort. "Als Leistner dran war, riefen wir nur, dass wir die Hamburger mit dem 4:1 richtig gefickt hätten. Um die Familie ging es mit keinem Wort."

Und weiter: "Leistner meinte, ich solle herunterkommen. Ich rief ihm zu, dass das ja schlecht geht. So ging das dann viermal hin und her." 

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"Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht einmal bewusst, dass das Toni Leistner sei, noch das seine Frau gerade im Krankenhaus liege und ein Kind erwarte", erklärte der Dresdner gegenüber TAG24. 

Letztlich ging der Fußballfan wieder hoch in Richtung seines Platzes. 

Dennoch eskalierte die Situation sofort: "Irgendwie hat er es geschafft, die zwei Meter hohe Mauer hoch zu springen und war plötzlich im Block", stellte der Fan im Augenwinkel fest. Sicherheitsleute hielten den Sportler nicht zurück.

"Er kam direkt auf mich zu und schubste mich zu Boden", erinnerte sich der Dresdner. Videos des Vorfalls, die unter anderem ein Freund des Betroffenen filmte, gingen innerhalb von wenigen Minuten viral.

In der Nähe stehende Fans gingen dazwischen. Ein Security eilte zum Ort des Geschehens und versuchte, Leistner und den Dynamo-Anhänger zu trennen.

"Leistner entschuldigt sich, aber was ist das wert?"

Im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion durften erstmals seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wieder etwas mehr als 10.000 Fans Platz nehmen.  © dpa/Robert Michael/dpa-Zentralbild

Der HSV-Profi trat daraufhin den Rückzug an, verließ den Block N wieder in Richtung Spielfeld.

"Am Ende hat er sich für seinen Ausraster entschuldigt, aber was ist das wert, wenn er die Tatsache so verdreht, dass ich seine Familie beleidigt hätte?", fragt sich nun der Dynamo-Anhänger. "Eine Totgeburt, wie manche nun im Netz behaupten, wünsche ich ihm natürlich nicht."

Doch seit dem Statement, das Leistner noch am Abend auf Instagram teilte, redet ganz Fußball-Deutschland über den Dresdner. 

"Die SGD droht mir nun sogar mit dem Rauswurf aus dem Verein. Das ist völlig absurd", echauffiert sich der Fan, der sich zu einem klärenden Gespräch mit allen Beteiligten bereit erklärt.

Der Dresdner will sich bei Leistner für das Missverständnis entschuldigen und Klarheit schaffen. An die Ausrichter des Spiels fand er hingegen nur wenig versöhnliche Worte.

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Die Videos des Vorfalls und Toni Leistners Entschuldigung

Mit dieser Instagram-Story entschuldigte sich Toni Leistner für seinen Ausraster.  © Screenshot/Instagram/tleistner37

Dresdner moniert Probleme im Stadion-Betrieb

"Wie kann es sein, dass ein treuer Fan von einem Spieler angegriffen wird und es keinen interessiert?", fragt der Dresdner. 

Seiner Schilderung nach erkundigte sich weder der dazwischen gegangene Ordner im Stadion noch ein anderer Verantwortlicher nach dem Gesundheitszustand des Dresdners.

"Jetzt haben sie mich gesucht, um mich aus dem Verein auszuschließen. Entschuldigen sollten sich für diese Sicherheits-Panne!" 

Der Kontakt zwischen SGD und dem "Pöbel-Fan" wurde zwischenzeitlich hergestellt. "Sie befürworten, dass wir aufeinander treffen und uns für den Vorfall entschuldigen können", so der Dresdner, der hofft, weiterhin ein Mitglied der SGD bleiben zu können. "Ich freue mich schon auf die zweite Pokalrunde, dann ohne Pöbeleien."

Update, 20.15 Uhr: Fan will freiwillige Sozialstunden leisten

Wie die SGD am Abend mitteilte, meldete sich der betreffende Fan auch beim Verein. Die Verantwortlichen stellten daraufhin den Kontakt zwischen dem Pöbler und Toni Leistner her.

"Es ist lobenswert, dass Toni heute nach seiner Rückkehr nach Hamburg sofort zum Telefon gegriffen und das persönliche Gespräch mit dem betreffenden Anhänger gesucht hat", erklärte Dynamo-Präsident Holger Scholze. "Der Dynamo-Fan hat seinen Fehler in dem Telefonat eingestanden und glaubhaft bei Toni Leistner für die Provokationen um Verzeihung gebeten."

Der Dresdner will künftig nicht mehr mit solchem Verhalten im Stadion auffallen und bot dem Verein an, freiwillig 20 Sozialstunden für ein gemeinnütziges Projekt der Sportgemeinschaft zu leisten. 

Toni Leistner gab die Ergebnisse des Telefonats in seiner Instagram-Story bekannt.  © Screenshot/Instagram/tleistner37

Die Vereinsgremien wollen dieses Angebot des Anonymen nun beraten.

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