Angelhaken durch die Wange: Österreicherin treibt nackte Darstellerinnen zum Äußersten

Berlin - Die Performancekünstlerin Florentina Holzinger (36) setzt sich mit dem Mythos Meerjungfrau auseinander. Zur Saisoneröffnung der Berliner Volksbühne kann man Dinge sehen, an die man bisher vielleicht nicht einmal gedacht hat.

Die Performancekünstlerin Florentina Holzinger (36, r.) steht während einer ihrer Aufführungen auf der Bühne. Das neue Stück der Österreicherin ist aktuell in der Berliner Volksbühne zu sehen.
Die Performancekünstlerin Florentina Holzinger (36, r.) steht während einer ihrer Aufführungen auf der Bühne. Das neue Stück der Österreicherin ist aktuell in der Berliner Volksbühne zu sehen.  © Georg Wendt/dpa

Mit Geschichten über Meerjungfrauen, Sirenen und die Rheinnixe Loreley sind viele Menschen aufgewachsen. Die 36-Jährige hat sich nun mit derlei Sagengestalten auseinandergesetzt - und ein bildgewaltiges Spektakel geschaffen.

Für "Ophelia's Got Talent" wurden ein Wasserbecken im Bühnenboden eingelassen und zwei Aquarien aufgebaut, in denen die Tänzerinnen schwimmen.

Holzinger stammt aus Österreich und arbeitet mit nackten Frauenensembles. Deren starke Körper vollbringen etliche Stunts. Die "New York Times" hat gerade über Holzinger geschrieben, sie treibe Performer bis zum Äußersten an - und das Publikum auch. Ein Beispiel: In einer Szene bohren sich zwei Frauen Angelhaken durch die Wange.

Berlin: Erster veganer REWE in Deutschland: Was kann der neue grüne Supermarkt?
Berlin Erster veganer REWE in Deutschland: Was kann der neue grüne Supermarkt?

Holzingers Inszenierung beginnt mit einer Talentshow, die von Captain Hook moderiert wird. Bevor man den Theatersaal betritt, hängt an der Wand eine Triggerwarnung.

Darauf wird vor Blut, Nadeln, selbstverletzenden Handlungen, Stroboskop-Licht sowie der Beschreibung von körperlicher und sexualisierter Gewalt gewarnt.

Triggerwarnung weist unter anderem auf Blut, Nadeln und selbstverletzende Handlungen hin

Eine Szene aus dem Stück "Ophelia's Got Talent", in dem sich Frauen sogar Angelhaken durch die Wange bohren.
Eine Szene aus dem Stück "Ophelia's Got Talent", in dem sich Frauen sogar Angelhaken durch die Wange bohren.  © Nicole Marianna Wytyszak/Volksbühne/dpa

Im Laufe der rund zweieinhalb Stunden taucht ein ejakulierender Helikopter auf, es werden Schwerter und eine Kamera geschluckt, Franz Schuberts "Die Forelle" und die Geschichte der Leda aus der griechischen Mythologie thematisiert, es geht um Vergewaltigung und Magersucht, Selbstliebe und Sehnsucht nach Selbstzerstörung.

Weiblichkeit sei ikonografisch oft mit Wasser in Verbindung gebracht worden, heißt es in der Ankündigung zum Stück. "Und mit dem Tod: Stehend am wellenlosen Teich ist es synonym für die Domestizierung der weiblichen Subjektivität, Schaum auf dem Meer das Ergebnis ihrer Auflösung, ein Fischschwanz das Bild ihrer aberkannten Sexualität."

Angekündigt war Holzingers Arbeit auch als "physische Studie zur Psychologie des Wassers im 21. Jahrhundert". Ein etwas hochtrabender Titel, was den Theaterbesuch nicht weniger interessant macht.

Berlin: Easyjet will Reiseangebot am Flughafen BER ausweiten
Berlin Easyjet will Reiseangebot am Flughafen BER ausweiten

Der Abend besteht aus mehreren Episoden: mal ein Matrosenlied, mal - so könnte man es lesen - Kritik an der Zerstörung der Natur. "Wer durchschaut alle billigen Theatertricks?", heißt es an einer Stelle. "Wir", rufen die Mädchen, die mit auf der Bühne stehen.

Titelfoto: Georg Wendt/dpa

Mehr zum Thema Berlin: