Bis zu 100 Tonnen toter Fisch in Oder: Experte zieht Vergleich mit Rhein-Katastrophe

Berlin - Der BUND-Gewässerexperte Sascha Maier schätzt die Menge der in den vergangenen Tagen verendeten Fische in der Oder auf bis zu 100 Tonnen.

Tote Fische schwimmen im polnischen Krajnik Dolny an der Wasseroberfläche der Oder.
Tote Fische schwimmen im polnischen Krajnik Dolny an der Wasseroberfläche der Oder.  © Marcin Bielecki/PAP/dpa

Das sei eine Hochrechnung auf Grundlage der Meldungen über einzelne Sammelaktionen, sagte der Experte der Umweltorganisation am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Die Umweltkatastrophe betreffe die Oder auf etwa 500 Kilometer Länge. Zuvor hatte die Publikation "Riffreporter" darüber berichtet.

Seit Freitag hätten Feuerwehrleute aus dem Fluss rund 80 Tonnen tote Fische geborgen, sagte der Pressesprecher des Leiters von Polens Berufsfeuerwehr am Montag.

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Die Dimension sei vergleichbar mit der Sandoz-Katastrophe von 1986, sagte Maier der dpa. Damals war beim Chemiekonzern Sandoz (heute Novartis) ein Brand in einem Schweizer Lager ausgebrochen.

Große Mengen verunreinigten Löschwassers gelangten in den Rhein und verursachten ein großes Fischsterben.

BUND-Experte vergleicht Oder-Fischsterben mit Sandoz-Katastrophe von 1986 im Rhein

1986 gelangte nach einem Brand in einem Schweizer Lager des Chemiekonzerns Sandoz (heute Novartis) kontaminiertes Löschwasser in den Rhein, was zu einem großen Fischsterben führte. (Archivfoto)
1986 gelangte nach einem Brand in einem Schweizer Lager des Chemiekonzerns Sandoz (heute Novartis) kontaminiertes Löschwasser in den Rhein, was zu einem großen Fischsterben führte. (Archivfoto)  © EPA/MICHAEL KUPFERSCHMIDT/dpa

Das Unglück damals sei Anlass für internationale Alarm- und Meldepläne von Flussanrainern gewesen - und genau diese seien jetzt an der Oder nicht eingehalten worden, sagte Maier.

Der BUND geht nach seinen Worten davon aus, dass es auf polnischer Seite "eine illegale Einleitung von Chemikalien" in die Oder gegeben habe. "Wir können davon ausgehen, dass es eine Verunreinigungswelle gab, die durch die Oder geflossen ist."

Hinzu kämen Faktoren wie Niedrigwasser oder Arbeiten am Oder-Ausbau, die Fische und das Ökosystem schon vorher in Stress versetzt hätten.

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Maier kritisierte, dass auf polnischer Seite die Ausbauarbeiten "sehr schleppend kontrolliert" würden. Auch nach ersten Meldungen über tote Fische habe das "Kernversagen in Polen" gelegen.

Aber auch auf deutscher Seite sei in Reaktion auf das Fischsterben vergangene Woche nicht alles glattgelaufen. Es hätten sofort mehr Labore für Analysen einbezogen werden müssen, sagte Maier. "Es ist zu viel Zeit verstrichen."

Titelfoto: EPA/MICHAEL KUPFERSCHMIDT/dpa, Marcin Bielecki/PAP/dpa (Bildmontage)

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