Humboldt-Uni lädt Biologin aus: Geschlechter-Vortrag wegen Demo-Aufruf gestrichen

Berlin - Eigentlich sollte die Biologin Marie-Luise Vollbrecht während der "Langen Nacht der Wissenschaften 2022" einen Vortrag über Geschlechter an der Humboldt-Universität zu Berlin halten, doch der wurde von der Leitung jetzt abgesagt.

Die Humboldt-Universität zu Berlin hat aus Sicherheitsgründen einen Vortrag über Geschlechter bei der "Langen Nacht der Wissenschaften 2022" gestrichen.
Die Humboldt-Universität zu Berlin hat aus Sicherheitsgründen einen Vortrag über Geschlechter bei der "Langen Nacht der Wissenschaften 2022" gestrichen.  © Wolfgang Kumm/dpa

Wie "Bild" berichtet, erfolgte die Absage aus Sicherheitsgründen, denn im Internet wurde vom selbsternannten "Arbeitskreis kritischer Jurist*innen an der Humboldt Uni Berlin", kurz AKJ, ein Demonstrationsaufruf gestartet.

Die AKJ wirft der HU-Doktorandin Transfeindlichkeit vor und hat bei Twitter zu einer Protestaktion vor dem Hauptgebäude der Universität aufgerufen.

"Der Vortrag von Frau Vollbrecht wurde im Interesse der Gesamtveranstaltung und der Besucherinnen und Besucher abgesagt. Die Debatte um den Vortrag droht alle anderen Angebote zu überschatten", erklärte eine HU-Sprecherin dem Blatt auf Nachfrage.

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Nach eigener Aussage wollte Vollbrecht in ihrem Vortrag "Geschlecht ist nicht gleich Geschlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt", herleiten, warum es aus (evolutions)biologischer Sicht nur zwei Geschlechter gibt.

Aktivisten werfen Biologin Trans- und Queerfeindlichkeit vor

Ein selbsternannter Arbeitskreis an der Humboldt-Universität hat im Zusammenhang mit dem geplanten Vortrag zu einer Demonstration vor dem Hauptgebäude aufgerufen.
Ein selbsternannter Arbeitskreis an der Humboldt-Universität hat im Zusammenhang mit dem geplanten Vortrag zu einer Demonstration vor dem Hauptgebäude aufgerufen.  © Maurizio Gambarini/dpa

Zudem sollte die wissenschaftliche Präsentation aufzeigen, dass das "biologische Geschlecht (Sex) und Geschlechterrollen (Gender) unterschiedliche Dinge sind".

Dieses Vorhaben hat die AKJ als Queerfeindlichkeit interpretiert, für die es an der Humboldt-Universität keinen Platz gebe. "Wir sehen uns auf der Straße", lautete die eindeutige Ansage.

"Wissenschaft als Antwort auf Fake News, Verschwörungstheorien und fatale Irrtümer", lautet das Motto der diesjährigen "Langen Nacht der Wissenschaften". Nun wurde eine Veranstaltung just aus dem Grund abgesagt, dass eine Gruppe von Aktivisten biologische Fakten nicht akzeptieren will.

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"Wir werden das Thema und vor allem den Kontext, in dem es diskutiert wird, zu einem späteren Zeitpunkt aus unterschiedlichen - auch kontroversen - Perspektiven beleuchten", kündigte die Uni-Sprecherin abschließend an.

Titelfoto: Wolfgang Kumm/dpa

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