Löwin entpuppt sich als Wildschwein: Dit kann nur Berlin!

Berlin/Kleinmachnow - Es ist schon jetzt DIE Sommerloch-Geschichte des Jahres: Eine vermeintliche Löwin macht das beschauliche Kleinmachnow vor den Toren Berlins weltberühmt. Medien aus aller Welt berichten über die Löwen-Jagd. Alle wollen die Raubkatze, stehen aber vor einem dicken Problem: Es gibt gar keine!

Teils schwer bewaffnete Polizisten durchstreiften die Wälder auf der Suche nach einer vermeintlichen Löwin.
Teils schwer bewaffnete Polizisten durchstreiften die Wälder auf der Suche nach einer vermeintlichen Löwin.  © Paul Zinken/dpa

Stein des Anstoßes für die wohl ungewöhnlichste Safari ist ein sechs Sekunden langes Twitter-Video. In dem Clip entfernt sich ein Wildschwein, ein anderes Tier lässt sich auch vom Fernlicht nicht beeindrucken. Es sieht verdächtig nach einer Löwin aus.

Zu dem Entschluss kommt auch die Polizei. Es beginnen aufregende 30 Stunden. Zahlreiche Zeugen wollen die Raubkatze gesehen oder gehört haben, darunter auch die Polizei. Mit Wärmebildkameras, Drohnen, Hubschraubern und gar einem Spezialfahrzeug wird intensiv nach der Löwin "gefahndet", nur um dann festzustellen: Es gibt keine! All die Hunderte Polizisten, Jäger und Veterinäre haben die ganze Zeit ein Wildschwein gejagt.

Bereits am Freitag hob Bürgermeister Michael Grubert (63, SPD) die Gefahrenlage auf. Seit Montag herrscht nun durch die Haar- und Kotanalyse endgültig Klarheit. So soll das Haar etwa keine Eigenschaften aufweisen, die man von Katzenhaaren kenne. Vielmehr deutet es auf einen Pflanzenfresser hin, was für die Wildschwein-Theorie spricht.

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Doch was sind schon Fakten?! Im Netz waren selbst nach der Entwarnung durch zwei unabhängige Experten längst nicht alle von der irren Wildschwein-Wende überzeugt. Es dauerte nicht lange, ehe besorgte Bürger in der wilden Safari etwas Größeres sahen: "Wen wollen die da oben eigentlich verarschen?"

In Berlin kannst Du alles sein, auch ein Löwe

Wildschwein statt Raubkatze: Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (63, SPD) gibt Entwarnung.
Wildschwein statt Raubkatze: Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (63, SPD) gibt Entwarnung.  © Paul Zinken/dpa

Dass Clan-Sohn Firas Remmo, der sich selbst mit einem Tiger-Baby Ärger eingehandelt hatte, via Instagram ständig Updates einer gewissen Löwin Nala gab, trug nicht gerade zur Beruhigung bei. Es ist allerdings wieder einmal eine Frage der Perspektive. Wer ein Wildschwein erkennen will, erkennt ein Wildschwein. Wer eine Löwin erkennen will, erkennt eine Löwin.

Normalerweise hätte sich die Diskussion wohl ohnehin nur im Netz abgespielt. Da aber auch die Polizei eine Raubkatze nicht ausschließen konnte, wurde die Geschichte immer größer, denn unbegründet war die Sorge nicht.

Wilde Tiere auf Entdeckungstour sind Berlin und Brandenburg beinah schon gewohnt. 2001 entwischte Elefantendame Tonga dem Zirkus und spazierte seelenruhig am Jakob-Kaiser-Platz entlang. 2011 floh in Teltow ein Kamel gleich zweimal aus dem Zirkus. Beim ersten Ausflug biss das Tier eine Frau, beim nächsten Mal attackierte es einen 20-jährigen Mann.

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Im gleichen Jahr war sogar tatsächlich eine Löwin unterwegs. Fast eine halbe Stunde streifte die Raubkatze durch Neuruppin, ehe Polizisten sie entdeckten und erschossen. Und auch ein Berliner Wildschwein schaffte es landesweit in die Schlagzeilen. Das ist gar nicht so lange her.

Im Sommer 2020 schnappte sich ein Wildschein eine Plastiktüte - verfolgt von einem nackten Mann. Nun aber scheint die Hauptstadt ein neues berühmtes Wildschwein zu haben. Ein Wildschwein wider Willen, das so typisch Berlin ist.

Die Löwen-Story entspricht wieder einmal dem Image dieser aufregenden Metropole, die nichts hinkriegt: Flughafen können wa nicht, Wahlen auch nicht, Bürokratie sowieso nicht und nun offenbar eine Löwen-Jagd auch nicht. Eines aber zeigt sich mal wieder: In Berlin kannst Du alles sein. Selbst ein Löwe - wenn auch nur für einen Tag.

Titelfoto: Paul Zinken/dpa

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