Protz-Anbau des Kanzleramts: Darum fällt feierlicher Spatenstich flach

Berlin - Für den 777 Millionen Euro teuren Erweiterungs-Neubau des Kanzleramts entfällt der feierliche erste Spatenstich, mit dem normalerweise der Baubeginn markiert wird.

Der geplante Erweiterungsbau des Kanzleramts steht schon länger in der Kritik.
Der geplante Erweiterungsbau des Kanzleramts steht schon länger in der Kritik.  © Michael Kappeler/dpa

"Ein Spatenstich für den Erweiterungsbau kann im Sommer 2023 aus Termingründen nicht stattfinden", teilte ein Regierungssprecher dem Nachrichtenportal "Pioneer" auf Anfrage mit.

"Eine Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt würde aufgrund des Baufortschritts der symbolischen Funktion dieses Aktes zuwider laufen." Die Angaben wurden der Deutschen Presse-Agentur am Freitag bestätigt.

Der geplante Erweiterungsbau des Kanzleramts steht schon länger in der Kritik. Nach Schätzung des Kanzleramts aus dem vergangenen Herbst soll der Sandsteinbau mit rund 400 Büros etwa 777 Millionen Euro kosten und damit 177 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Die Kostenschätzung gilt auch heute noch.

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Ein Regierungssprecher verwies auf eine entsprechende Frage auf Angaben im Internet, wo der Betrag aus dem vergangenen Jahr weiterhin genannt wird. Im Haushaltsausschuss des Bundestags wird aber bezweifelt, dass der Kostenrahmen gehalten werden kann.

Die ersten Vorbereitungen für den Neubau erfolgten bereits Ende vergangenen Jahres. Derzeit wird nach Angaben des Regierungssprechers die Baugrube vorbereitet. "Die Bauzeit wird voraussichtlich vier bis fünf Jahre betragen", hieß es.

Erweiterungsbau bereits von Angela Merkel geplant

Olaf Scholz (64, SPD) hielt nach seinem Amtsantritt trotz Kritik an den Planungen fest.
Olaf Scholz (64, SPD) hielt nach seinem Amtsantritt trotz Kritik an den Planungen fest.  © Michael Kappeler/dpa

Der Erweiterungsbau wurde bereits von Bundeskanzlerin Angela Merkel (68, CDU) geplant. Ihr Nachfolger Olaf Scholz (64, SPD) hielt nach seinem Amtsantritt trotz Kritik an den Planungen fest. Zuletzt wies er im März im Bundestag den Vorwurf zurück, es handele sich um einen Prunkbau: "Man muss alle, die da entschieden haben, in Schutz nehmen vor dieser Denunziation, insbesondere die Architekten, denen sie völlig unrecht tun."

Zu den Kritikern des Baus gehört Finanzminister Christian Lindner (44, FDP). "Ich glaube, dass in Zeiten von mehr Homeoffice und ortsflexiblem Arbeiten ein mindestens 800 Millionen teurer Neubau neben dem Kanzleramt entbehrlich ist", hatte er im März der ARD gesagt. Einen Erweiterungsbau des Finanzministeriums hat der FDP-Chef inzwischen gestoppt.

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa (Bildmontage)

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