Als Landrat würde sich Augustusburgs Bürgermeister Neubauer selbst entmachten

Augustusburg - Augustusburgs Bürgermeister Dirk Neubauer (50, parteilos) sorgte mit dem Modellprojekt Covid-Ex vor einem Jahr bundesweit für Aufmerksamkeit. Jetzt will der rührige querköpfige Kleinstadt-Chef Landrat in Mittelsachsen werden - und sich im Falle seiner Wahl als Erstes selbst entmachten.

Bürgermeister Dirk Neubauer (50, parteilos) will Landrat von Mittelsachsen werden.
Bürgermeister Dirk Neubauer (50, parteilos) will Landrat von Mittelsachsen werden.  © Uwe Meinhold

Drei Bewerber treten am 12. Juni um die Nachfolge von Matthias Damm (67, CDU) an. Die CDU schickt Döbelns Oberbürgermeister Sven Liebhauser (40) ins Rennen, die AfD den Landtagsabgeordneten Rolf Weigand (37) aus Großschirma.

Dirk Neubauer ist - nach seinem Frust-Austritt aus der SPD im vergangenen Jahr - zwar parteilos, wird aber von SPD, Linken, Grünen und FDP unterstützt.

Warum will einer, der gern und laut über Landkreisstrukturen wettert, auf einmal selbst Landrat werden? "Ich würde den Landkreis am liebsten abschaffen, weil kleinere historisch gewachsene Regionen besser zusammen agieren. Für diese Ideen, die ich im Kopf habe, gibt es als Landrat mehr Möglichkeiten", sagt Neubauer.

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"Ich habe oft gehört: Das, was Sie machen, geht nur in einer kleinen Stadt. Das stimmt nicht. Mich reizt es, dass man mehr erreichen kann."

Zu seiner Kandidatur bekam Bürgermeister Neubauer viel Zuspruch

Die Lokalpolitik aus Augustusburg wurde mit dem Covid-Ex-Modellprojekt bundesweit bekannt.
Die Lokalpolitik aus Augustusburg wurde mit dem Covid-Ex-Modellprojekt bundesweit bekannt.  © Uwe Meinhold

Sein erklärtes Ziel: Kommunen mehr selbst bestimmen lassen, auch darüber, wofür Geld ausgegeben wird. "Der Kreis sollte in die zweite Reihe treten und Dienstleister sein."

Für den Augustusburger ist das auch ein Mittel gegen die Unzufriedenheit vieler: "Die Leute haben das Gefühl, keinen Einfluss mehr auf Entscheidungen nehmen zu können. Das muss sich ändern."

Nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur gab es viel Zuspruch, aber auch einige lange Gesichter: "Ich habe E-Mails von mir unbekannten Leuten bekommen, die sich erfreut zeigten, dass es jetzt eine echte Wahl zwischen 'weiter so' und 'geht gar nicht' gibt. Erste Spenden für den Wahlkampf sind auch eingegangen. Wobei ich keine Plakate von mir an Laternen hängen werde. Ich will lieber mit den Leuten reden."

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Der Moment, als Neubauer seine Stadträte informierte, war kein leichter: "Einige sind traurig. Aber ich bleibe ja Augustusburger und könnte auch als Landrat etwas für die Stadt bewegen."

Titelfoto: Uwe Meinhold

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