Existenzkrise: Chemnitzer Unternehmen warten noch immer auf November-Hilfen
Chemnitz - Der monatelange Lockdown stürzt viele Chemnitzer Selbstständige in eine Existenzkrise. Hilfszahlungen sollen sie vor dem Ruin retten. Doch viele haben noch nicht mal die November-Hilfe erhalten.

Der Chemnitzer Musiker Martin Rothe (44) stand schon mit Größen wie Helene Fischer (36) und Heino (82) auf der Bühne. Rund neunzig Auftritte absolviert er normalerweise pro Jahr.
2020 waren es gerade mal sechs. "Ich hab die November-Hilfe beantragt, aber noch nichts bekommen", sagt er.
"Es wird immer enger. Ich musste meine Mieten, Steuerzahlungen und Rentenversicherungsbeiträge stunden lassen. Das kommt alles irgendwann auf mich zurück."
Er arbeitete zwischendurch sogar wieder in seinem alten Beruf als Zimmerer. "Aber ich kann nicht einfach alles aufgeben."
Kay Gottwaldt (46) betreibt seit 22 Jahren die Tanzschule "Passion Life" in der Zschopauer Straße. Er beantragte die Hilfe am 30. November.
Am 18. Dezember erhielt er eine Zusage von der SAB (Sächsische Aufbaubank). Der Betrag darauf war in Dollar angegeben.
Unternehmen warten trotz Zusagen für die Hilfszahlungen weiterhin auf das Geld

Zwei Tage später kam ein neuer Brief: Der Fehler habe an einem IT-Problem gelegen, das Geld werde jetzt überwiesen.
"Aber bis jetzt haben wir keinen Cent bekommen. Wenn wir nicht Unterstützung von unseren Kunden hätten, würden wir es nicht schaffen."
Auch City-Pub-Inhaber Mark Bauer (38) hat von der Novemberhilfe bisher nichts als die Zusage erhalten. "Es geht langsam aufs Ende zu", sagt er.
Dina Chiper (47), Besitzerin des Nagelstudios "Excellence" in der Walter-Oertel-Straße, bekam die Hälfte der Novemberhilfe überwiesen.
Wann die andere Hälfte kommt, wisse sie nicht. "Das ist unmöglich, was mit uns gemacht wird", sagt sie.
Die IHK Chemnitz kennt das Problem: "Es gibt relativ viele Unternehmen, die bisher nur Abschläge erhalten haben", sagt Pressesprecherin Kerstin Küpperbusch.


Außerdem hätten sachsenweit 760 Antragsteller noch gar nichts bekommen. Der Verband will sich weiter für eine schnelle Auszahlung einsetzen.
Titelfoto: Kristin Schmidt