Sex-Falle für Borkenkäfer: Liebes-Attrappe soll Chemnitzer Fichtenwald retten

Chemnitz - Es ist die letzte Hoffnung für einen todkranken Patienten: Um den von Trockenheit und Käferfraß schwer geschädigten Chemnitzer Fichtenwald zu retten, testet Förster Ullrich Göthel (52) neuartige Borkenkäfer-Fallen. 

Die Waldarbeiter Bernd Keßler (61), Tom Günthel (52) und Rainer Böhme (63) forsten kahle Flächen im Rabensteiner Wald auf.
Die Waldarbeiter Bernd Keßler (61), Tom Günthel (52) und Rainer Böhme (63) forsten kahle Flächen im Rabensteiner Wald auf.  © Ralph Kunz

Insgesamt 55 Fallen in Tetraeder-Form hat der Revierförster aufstellen lassen. "In der Mitte der Fallen hängt ein Behälter mit Phermonen. Der Duft lockt Borkenkäferweibchen an, die auf dem insektizidhaltigen Gewebe der Falle landen", so Göthel.

Der Vorteil: "Die Käfer fliegen wieder weg und verenden verteilt im Wald. Bisher wurden Fallen bei einer großen Anzahl gefangener Käfer nach kurzer Zeit unbrauchbar." Dadurch bleiben die Fallen bis zu einem halben Jahr wirksam. Voraussetzung ist, dass die Gestelle unbehelligt bleiben.

Ullrich Göthel warnt: "Das Gewebe sollte keinesfalls angefasst werden!" Hinweisschilder klären Waldbesucher an jeder Falle auf.

Föster Ullrich Göthel (52) testet neuartige Borkenkäferfallen im Rabensteiner Wald. In der Gaze ist Insektizid eingewebt.
Föster Ullrich Göthel (52) testet neuartige Borkenkäferfallen im Rabensteiner Wald. In der Gaze ist Insektizid eingewebt.  © Ralph Kunz
Das warme Oster-Wochenende ließ die Käfer mobil werden.
Das warme Oster-Wochenende ließ die Käfer mobil werden.  © Kristin Schmidt

Ob die neue Waffe gegen den Borkenkäfer wirksam ist, wird sich erst im Laufe des Jahres herausstellen: "Es ist die letzte Hoffnung. Noch gibt es wenig Erfahrungswerte. Die Bandbreite des Urteils von Kollegen, die die Fallen schon ausprobiert haben, reicht von 'vollauf begeistert' bis 'wirkungslos'", so Göthel.

Von den 1200 Hektar Landeswald im Revier Chemnitz sind 500 Hektar Fichtenbestand bedroht. Der Waldumbau genießt deshalb höchste Priorität.

Dieses Frühjahr lässt der Revierförster rund 50.000 neue Bäumchen pflanzen. "Darunter sind 15.000 Eichen, Buchen und Kirschen sowie 4500 Douglasien, die Trockenheit besser vertragen. Dazu Erlen für feuchtere Standorte an Bachläufen." 

Titelfoto: Ralph Kunz

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