Chemnitz: Setzt eins energie weiter auf Braunkohle?

Chemnitz - Der russische Krieg in der Ukraine bringt das Chemnitzer Strom- und Wärmekonzept der eins Energie ins Wanken. Der Bundestagsabgeordnete Bernhard Herrmann (55, Grüne) rechnet damit, dass der Braunkohleausstieg verschoben wird.

Die eins energie hat gerade erst neue Gasmotoren gekauft.
Die eins energie hat gerade erst neue Gasmotoren gekauft.  © Maik Börner

Mitte 2021 hatte die eins-Führung verkündet, nach 2023 keine Braunkohle mehr verbrennen zu wollen am Heizkraftwerk Nord. Grund war der stark gestiegene CO₂-Preis. "Wir haben betriebswirtschaftlich keine Alternative", sagte Roland Warner (57) im Juni.

Doch wegen der kriegsbedingt dramatisch gestiegenen Gaspreise und aufgrund der Debatte um russisches Gas glaubt Bernhard Herrmann an einen Rückzug vom Rückzug: "Eins wird die Braunkohle im Winter 2023/24 noch dringend brauchen. Danach müssen wir Gas oder Wasserstoff für die Strom- und Wärmeerzeugung nutzen."

Der Energieversorger hielt sich auf TAG24-Nachfrage zurück: "Eine Weiternutzung von Braunkohle ist aktuell in der Prüfung." Auf Fragen nach den neuen Gasturbinen am HKW Nord sowie in Altchemnitz, nach einer Müllverbrennung im Norden und einem Holzkraftwerk in Siegmar antwortete eins gar nicht.

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Chemnitz Wirtschaft Schlechte Konjunkturumfrage: Unternehmer rund um Chemnitz in Sorge

SPD-Stadtrat Jürgen Renz (47) legt Wert auf die Versorgungssicherheit. "Ich erwarte von eins so schnell wie möglich ein Energiekonzept, das den neuen Gegebenheiten Rechnung trägt."

Die Strom- und Wärmeerzeugung am HKW Nord könnte dank Ukraine-Krieg um mindestens einen Winter verlängert werden.
Die Strom- und Wärmeerzeugung am HKW Nord könnte dank Ukraine-Krieg um mindestens einen Winter verlängert werden.  © Ralph Kunz

Kommentar: Energiekosten werden steigen

Ein Kommentar von Bernd Rippert

Diese Woche gab es auch mal positive Nachrichten. Die Preise für Benzin und Diesel an den Tankstellen fielen um bis zu 20 Prozent. Eine willkommene Atempause für Autofahrer.

Von Entspannung bei Energiepreisen kann dennoch keine Rede sein. Die Kosten für Strom und Wärme werden in den nächsten Jahren deutlich steigen. Spürbar in jedem Haushalt.

Der Grund ist die versemmelte Energiewende der alten Regierungen. Hätten wir heute mehr Solar- und Windenergie in Sachsen, Bayern und den übrigen Bundesländern, könnten wir das Preisthema entspannter angehen.

Doch wir haben bei den Erneuerbaren Energien geschlafen und müssen uns, bis wir den Rückstand aufgeholt haben, mit anderen Energien herumschlagen. Doch die Alternativen haben es in sich. Erdgas? Teuer. Braunkohle oder Holz? Klimaschädlich.

Bleibt wohl nur der beschleunigte Ausbau der Wasserstoffproduktion. Dieses Gas kann man auch gut verbrennen. Energie ohne Umweltschäden. Aber erst mal braucht man Energie, um den Wasserstoff zu erzeugen. Dazu eignen sich Wind und Sonne am besten. Eine schwierige Lage.

Titelfoto: Ralph Kunz

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