Kein Advents-Shopping für Ungeimpfte: In Chemnitzer Einkaufs-Centern herrscht großer 2G-Frust

Chemnitz - Seit Montag gibt es wieder Corona-Einschränkungen im Einzelhandel. Ungeimpfte haben nur noch Zutritt in Lebensmittelläden, Drogerien und Apotheken - aber nicht in jene Läden, wo typische Geschäfte warten. Die Chefs der großen Chemnitzer Einkaufscenter blicken in eine düstere Zukunft.

Im Chemnitz Center herrscht trotz Weihnachtsdeko angespannte Stimmung bei den Händlern.
Im Chemnitz Center herrscht trotz Weihnachtsdeko angespannte Stimmung bei den Händlern.  © Maik Börner

Am Freitag ist "Black Friday" - einer der umsatzstärksten Tage im Jahr. Doch während die Käufer Schnäppchenartikeln entgegen sehnen, sieht Thomas Stoyke (40), Centermanager des Chemnitz Center, schwarz.

"Die Einbußen werden kommen. Wie und in welcher Größenordnung werden die kommenden Tage und Wochen zeigen. Das wird wieder einen ordentlichen Schub für den Online-Handel geben, während der stationäre Handel in Innenstädten und Einkaufszentren das Nachsehen hat", so der Centermanager

Stoyke sagt, dass sich erste Händler bereits kritisch geäußert hatten, bezüglich des Mehraufwandes, den erneute Kontrollen nach sich ziehen.

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Außerdem befürchten sie, dass es bei Ankermietern, wie MediaMarkt, zu großen Warteschlangen kommt und durch die Schlangen die Infektionsgefahr erhöht wird.


Thomas Stoyke (40) betont, dass sich wieder mehr Käufer dem Onlinehandel zuwenden. Der stationäre Handel habe das Nachsehen.
Thomas Stoyke (40) betont, dass sich wieder mehr Käufer dem Onlinehandel zuwenden. Der stationäre Handel habe das Nachsehen.  © Maik Börner

Neefepark-Chef: "Die Händler sind frustriert"

Wie in allen sächsischen Einkaufszentren müssen Besucher auch im Neefepark geimpft oder genesen sein, um in alle Läden zu gelangen.
Wie in allen sächsischen Einkaufszentren müssen Besucher auch im Neefepark geimpft oder genesen sein, um in alle Läden zu gelangen.  © Sven Gleisberg

So sieht es auch Manfred Haendly (62) vom Neefepark: "Die Händler sind frustriert. Das es noch mal zu solchen Einschränkungen kommt - damit hat keiner gerechnet."

Im Hinblick auf die 2G-Regeln hofft Haendly, dass sich in den nächsten Wochen mehr Leute impfen lassen, damit es wieder zur Aufhebung der Beschränkungen kommt.

Jörg Knöfel (54), Centermanager der Galerie Roter Turm, betont, dass jeder Händler in den Einkaufscentern in der Verantwortung steht, die Besucher zu kontrollieren.

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Für die kommenden Wochen befürchtet auch er große Umsatzeinbußen.

Centermanager Manfred Haendly (62) befürchtet in den kommenden Wochen starke Umsatzeinbußen.
Centermanager Manfred Haendly (62) befürchtet in den kommenden Wochen starke Umsatzeinbußen.  © Kristin Schmidt
Trotz der 2G-Regel können auch Ungeimpfte in die Center, wie hier im Roten Turm. Allerdings haben sie nur Zutritt zu Lebensmittelgeschäften, Drogerien, Apotheken und Optikern.
Trotz der 2G-Regel können auch Ungeimpfte in die Center, wie hier im Roten Turm. Allerdings haben sie nur Zutritt zu Lebensmittelgeschäften, Drogerien, Apotheken und Optikern.  © Ralph Kunz
Jörg Knöfel (54) sagt, dass bereits am Montag die Besuchsfrequenzen sehr verhalten waren. Für die kommenden Wochen befürchtet er auch für sein Einkaufscenter massive Verluste.
Jörg Knöfel (54) sagt, dass bereits am Montag die Besuchsfrequenzen sehr verhalten waren. Für die kommenden Wochen befürchtet er auch für sein Einkaufscenter massive Verluste.  © Uwe Meinhold

Zu lang gewartet!

Kommentar von Johannes Pittroff

Die vierte Corona-Welle kam mit Ansage - und doch hat sie die sächsische Politik überrollt. Die Verantwortlichen haben drastische Maßnahmen erst in letzter Minute entschieden, zum Leidwesen der Betroffenen. Nun müssen zumindest schnelle finanzielle Hilfen her.

Die Weihnachtsmärkte standen schon lange auf wackligen Beinen, dennoch haben die Entscheidungsträger mit der Absage bis zum Zusammenbruch gewartet. Erzgebirgische Kunsthandwerker produzieren das ganze Jahr über für diese Zeit - nun mussten sie innerhalb weniger Tage komplett umplanen. Der Ärger darüber ist verständlich. Dabei zeigen viele Betroffene Verständnis für die Maßnahmen - aber nicht für das lange Hadern der Politik.

Hinter den nun verschlossenen Türen der Kinos und Theater dürfte es ebenfalls brodeln. Die Landesregierung hätte monatelang Zeit gehabt, Lösungen für den Winter zu entwickeln - Kultur-Einrichtungen hatten hingegen ein ganzes Wochenende lang Zeit, sich auf den vollständigen Lockdown vorzubereiten. Dass Gaststätten unterdessen mit Einschränkungen geöffnet bleiben dürfen, wird das Verständnis der Kulturschaffenden nicht gerade erhöhen.

Unser Ministerpräsident und seine Regierung haben mit ihrem Zögern nicht nur der eigenen Glaubwürdigkeit geschadet, sondern ganzen Berufszweigen. Die finanziellen Schäden sind so absehbar wie die jetzige Corona-Welle. Hoffentlich lernt die Politik aus ihren Fehlern.

Titelfoto: Kristin Schmidt, Maik Börner, Uwe Meinhold, Ralph Kunz

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