Kein Advents-Shopping für Ungeimpfte: In Chemnitzer Einkaufs-Centern herrscht großer 2G-Frust
Chemnitz - Seit Montag gibt es wieder Corona-Einschränkungen im Einzelhandel. Ungeimpfte haben nur noch Zutritt in Lebensmittelläden, Drogerien und Apotheken - aber nicht in jene Läden, wo typische Geschäfte warten. Die Chefs der großen Chemnitzer Einkaufscenter blicken in eine düstere Zukunft.

Am Freitag ist "Black Friday" - einer der umsatzstärksten Tage im Jahr. Doch während die Käufer Schnäppchenartikeln entgegen sehnen, sieht Thomas Stoyke (40), Centermanager des Chemnitz Center, schwarz.
"Die Einbußen werden kommen. Wie und in welcher Größenordnung werden die kommenden Tage und Wochen zeigen. Das wird wieder einen ordentlichen Schub für den Online-Handel geben, während der stationäre Handel in Innenstädten und Einkaufszentren das Nachsehen hat", so der Centermanager
Stoyke sagt, dass sich erste Händler bereits kritisch geäußert hatten, bezüglich des Mehraufwandes, den erneute Kontrollen nach sich ziehen.
Außerdem befürchten sie, dass es bei Ankermietern, wie MediaMarkt, zu großen Warteschlangen kommt und durch die Schlangen die Infektionsgefahr erhöht wird.

Neefepark-Chef: "Die Händler sind frustriert"

So sieht es auch Manfred Haendly (62) vom Neefepark: "Die Händler sind frustriert. Das es noch mal zu solchen Einschränkungen kommt - damit hat keiner gerechnet."
Im Hinblick auf die 2G-Regeln hofft Haendly, dass sich in den nächsten Wochen mehr Leute impfen lassen, damit es wieder zur Aufhebung der Beschränkungen kommt.
Jörg Knöfel (54), Centermanager der Galerie Roter Turm, betont, dass jeder Händler in den Einkaufscentern in der Verantwortung steht, die Besucher zu kontrollieren.
Für die kommenden Wochen befürchtet auch er große Umsatzeinbußen.



Zu lang gewartet!
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