Chemnitzer Kindernotruf warnt vor Gewaltwelle im Lockdown
Chemnitz - Geschlossene Schulen, kaum Treffen mit Freunden, kein Sport im Verein - Kinder und Jugendliche haben während des Lockdowns oft nur mit der Familie direkten Kontakt. Die Gefahr von häuslicher Gewalt und Missbrauch steigt. Das Kinder- und Jugendtelefon der AWO Chemnitz bekommt dies täglich zu spüren.

"Die Situationen in den Familien haben sich verschärft", sagt Koordinatorin Kerstin Graff (61). Im Jahr 2019, bevor Corona einsetzte, ging es bei den Gesprächen 592-mal um Gewalt, Missbrauch, sexuelle Übergriffe und Grenzverletzungen sowie Gewaltandrohungen. Im Corona-Jahr 2020 stieg die Zahl auf 782.
Der tatsächliche Anstieg könnte noch deutlich höher sein. "Es ist damit zu rechnen, dass es eine Zeitverzögerung gibt", sagt Graff. Denn die Betroffenen würden sich oft erst lange nach der Tat trauen, darüber zu sprechen.
Wenn Familien auf engem Raum zusammenleben, wäre zudem ein heimlicher Anruf beim Kummertelefon nicht immer möglich.
Das Chemnitzer Team besteht aus rund 30 ehrenamtlichen Beratern - Verstärkung dringend gesucht. Am 13. März startet ein neuer Ausbildungskurs.
Interessierte können sich an Kerstin Graff wenden unter Tel. 0371/6956152 oder per E-Mail an kjt@awo-chemnitz.de


Die "Nummer gegen Kummer" (Tel. 116111, Mo.-Fr. 14 bis 20 Uhr) ist anonym und kostenlos.
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