Wie viel Corona schwimmt im Chemnitzer Abwasser?

Chemnitz - Steigen die Corona-Zahlen oder werden sie fallen? Die Antwort schwimmt im Abwasser. In der Kläranlage Heinersdorf, Chemnitz, werden jeden Tag Proben entnommen und einmal wöchentlich an der TU Dresden analysiert. Dort gibt der Blick in den Glaskolben einen Ausblick auf das Infektionsgeschehen.

Laborleiter Roger Dumke (60, l.) und Mitarbeiter Michael Geißler (32) untersuchen an der TU Dresden Chemnitzer Abwasser.
Laborleiter Roger Dumke (60, l.) und Mitarbeiter Michael Geißler (32) untersuchen an der TU Dresden Chemnitzer Abwasser.  © Thomas Türpe

Laborleiter Roger Dumke (60) und seine Mitarbeiter bereiten die Abwasserproben am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie mithilfe analytischer Verfahren so auf, dass Virusfragmente von SARS-CoV-2 mittels PCR-Test nachgewiesen werden können.

"Selbst wenn Betroffene von ihrer Infektion noch gar nichts wissen, ist diese im Abwasser nachweisbar", so der Biologe.

"Auch der Meldeverzug über die Gesundheitsämter spielt bei unseren Daten keine Rolle. So war während der Welle im Dezember der Anstieg von Infektionen und auch das Abflauen jeweils schon etwa eine Woche vorher im Abwasser ablesbar."

Mehr Corona-Patienten: Krankenhaus in Chemnitz führt Maskenpflicht wieder ein
Chemnitz Corona Mehr Corona-Patienten: Krankenhaus in Chemnitz führt Maskenpflicht wieder ein

Der Blick auf Chemnitzer Daten lässt vorsichtigen Optimismus bezüglich der aktuellen Omikron-Welle zu: Die Werte im Abwasser stiegen bis Mitte Januar an und fallen seitdem wieder.

"Diesen Trend sehen wir sowohl in Chemnitz als auch in Dresden bei unterschiedlich hohem Niveau der Inzidenzen", sagt Roger Dumke.

Die Chemnitzer Proben stammen aus der Zentralen Kläranlage im Ortsteil Heinersdorf.
Die Chemnitzer Proben stammen aus der Zentralen Kläranlage im Ortsteil Heinersdorf.  © Uwe Meinhold
Die Werte der Abwasserproben (blau) zeigten im Dezember die explodierenden Fallzahlen schon deutlich, bevor die Inzidenz (rot) stieg.
Die Werte der Abwasserproben (blau) zeigten im Dezember die explodierenden Fallzahlen schon deutlich, bevor die Inzidenz (rot) stieg.  © Grafik: TU Dresden, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie
Jeden Tag eine Probe Abwasser.
Jeden Tag eine Probe Abwasser.  © Thomas Türpe

Auswertung der Chemnitzer Abwasser-Proben geht an das Sächsische Gesundheitsministerium und das RKI

In einer Zentrifuge werden Bestandteile der Klärwasserprobe abgetrennt.
In einer Zentrifuge werden Bestandteile der Klärwasserprobe abgetrennt.  © Thomas Türpe

"Ob das auch diesmal ein langfristiges Abflachen der Inzidenz vorhersagt, ist noch nicht klar, da es noch keine Daten darüber gibt, wie viel Virenmaterial bei Omikron-Infektionen ausgeschieden wird."

Die Auswertung der Chemnitzer Abwasser-Proben geht - zusammen mit den Werten aus fünf weiteren Klärwerken der Region - unter anderem an das Sächsische Gesundheitsministerium und an das RKI.

Dort soll das Abwasser-Monitoring bald eine größere Rolle für das langfristige Corona-Management spielen. "Das Monitoring erlaubt ein integrierteres Bild der Lage", so der Biologe.

Corona-Sommerwelle in Chemnitz: Ordnungsamt verstärkt Kontrollen in Bus und Bahn
Chemnitz Corona Corona-Sommerwelle in Chemnitz: Ordnungsamt verstärkt Kontrollen in Bus und Bahn

So könnten die Daten aus dem Abwasser in Phasen niedriger Infektionsraten den Ausstieg aus dem massenhaften Einsatz von Schnelltests ermöglichen.

Titelfoto: Grafik: TU Dresden, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie, Uwe Meinhold, 123rf/drmicrobe

Mehr zum Thema Chemnitz Corona: