Wie viel Corona schwimmt im Chemnitzer Abwasser?
Chemnitz - Steigen die Corona-Zahlen oder werden sie fallen? Die Antwort schwimmt im Abwasser. In der Kläranlage Heinersdorf, Chemnitz, werden jeden Tag Proben entnommen und einmal wöchentlich an der TU Dresden analysiert. Dort gibt der Blick in den Glaskolben einen Ausblick auf das Infektionsgeschehen.

Laborleiter Roger Dumke (60) und seine Mitarbeiter bereiten die Abwasserproben am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie mithilfe analytischer Verfahren so auf, dass Virusfragmente von SARS-CoV-2 mittels PCR-Test nachgewiesen werden können.
"Selbst wenn Betroffene von ihrer Infektion noch gar nichts wissen, ist diese im Abwasser nachweisbar", so der Biologe.
"Auch der Meldeverzug über die Gesundheitsämter spielt bei unseren Daten keine Rolle. So war während der Welle im Dezember der Anstieg von Infektionen und auch das Abflauen jeweils schon etwa eine Woche vorher im Abwasser ablesbar."
Der Blick auf Chemnitzer Daten lässt vorsichtigen Optimismus bezüglich der aktuellen Omikron-Welle zu: Die Werte im Abwasser stiegen bis Mitte Januar an und fallen seitdem wieder.
"Diesen Trend sehen wir sowohl in Chemnitz als auch in Dresden bei unterschiedlich hohem Niveau der Inzidenzen", sagt Roger Dumke.



Auswertung der Chemnitzer Abwasser-Proben geht an das Sächsische Gesundheitsministerium und das RKI

"Ob das auch diesmal ein langfristiges Abflachen der Inzidenz vorhersagt, ist noch nicht klar, da es noch keine Daten darüber gibt, wie viel Virenmaterial bei Omikron-Infektionen ausgeschieden wird."
Die Auswertung der Chemnitzer Abwasser-Proben geht - zusammen mit den Werten aus fünf weiteren Klärwerken der Region - unter anderem an das Sächsische Gesundheitsministerium und an das RKI.
Dort soll das Abwasser-Monitoring bald eine größere Rolle für das langfristige Corona-Management spielen. "Das Monitoring erlaubt ein integrierteres Bild der Lage", so der Biologe.
So könnten die Daten aus dem Abwasser in Phasen niedriger Infektionsraten den Ausstieg aus dem massenhaften Einsatz von Schnelltests ermöglichen.
Titelfoto: Grafik: TU Dresden, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie, Uwe Meinhold, 123rf/drmicrobe