Chemnitz: Geschäfte schließen schon vor 20 Uhr! Darum machen die Chemnitzer City-Händler früher Feierabend

Chemnitz - In der Chemnitzer Innenstadt bis 20 Uhr einkaufen? Das war einmal! Immer mehr Geschäfte schließen schon früher ihre Türen. Die Gründe sind vielfältig: Fehlende Kundschaft, fehlendes Personal, Kostendruck.

Weniger Menschen als vor dem Lockdown machen ihren Einkaufsbummel in der Innenstadt. Der Gewöhnungseffekt des Online-Handels?
Weniger Menschen als vor dem Lockdown machen ihren Einkaufsbummel in der Innenstadt. Der Gewöhnungseffekt des Online-Handels?  © Ralph Kunz

In der Galerie Roter Turm schließt mittlerweile etwa ein Drittel der Läden vor 20 Uhr seine Pforten - einige Modegeschäfte schon 17 Uhr, die Buchhandlung Thalia, WMF und andere folgen 18 Uhr, eine Stunde später machen Saturn, Spiele Max und Douglas dicht. Bei Peek & Cloppenburg ist 18 Uhr, im Kaufhof 19 Uhr Feierabend.

Viele kleinere Geschäfte ziehen zwangsläufig nach: "Wir haben unsere Geschäftszeiten den anderen Läden angepasst", erzählt Sven Wendel (44) von "Lederpalette Wendel", das jetzt auch 18 Uhr schließt. Die letzte Stunde am Abend sei ohnehin nicht so lukrativ.

IHK-Handelsexperte Bert Rothe (50) kennt den Teufelskreis: "Einerseits fehlen die Kunden, weil die sich an Onlinehandel gewöhnt haben oder daran, beim Discounter auch Nonfood-Artikel zu kaufen. Andererseits haben viele Händler nach der langen Schließung wirtschaftliche Probleme. Hinzu kommt fehlendes Personal, das oftmals in den Lebensmittelhandel abgewandert ist."

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Auch Marlen Döhn (42) versucht, Personalkosten zu sparen und schmeißt die "Kinderboutique Benjamin" gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter. Eine Aushilfe als Unterstützung ist schwer zu finden. "Eine solche suchen wir gerade händeringend."

Marlen Döhn (42) von der Kinderboutique "Benjamin" sucht dringend eine Aushilfe. Viele Hilfskräfte mussten sich während der Ladenschließungen umorientieren.
Marlen Döhn (42) von der Kinderboutique "Benjamin" sucht dringend eine Aushilfe. Viele Hilfskräfte mussten sich während der Ladenschließungen umorientieren.  © Ralph Kunz
Barbara Weber von "Lederpalette Wendel" räumt Reisekoffer für die Urlaubs-Kundschaft ins Regal. Der Betrieb macht's den großen Ketten nach und schließt früher.
Barbara Weber von "Lederpalette Wendel" räumt Reisekoffer für die Urlaubs-Kundschaft ins Regal. Der Betrieb macht's den großen Ketten nach und schließt früher.  © Ralph Kunz
Öffnungs-Wirrwarr in der Galerie Roter Turm: Hier variieren die Öffnungszeiten - etwa ein Drittel der Geschäfte schließt vor 20 Uhr.
Öffnungs-Wirrwarr in der Galerie Roter Turm: Hier variieren die Öffnungszeiten - etwa ein Drittel der Geschäfte schließt vor 20 Uhr.  © Ralph Kunz
Geänderte Öffnungszeiten im Kaufhof: Hier ist um 19 Uhr Schicht im Schacht. Fotos: Ralph Kunz
Geänderte Öffnungszeiten im Kaufhof: Hier ist um 19 Uhr Schicht im Schacht. Fotos: Ralph Kunz  © Ralph Kunz
IHK-Handelsexperte Bert Rothe (50) kritisiert, dass das kostenpflichtige Parken in der Innenstadt ausgerechnet dann eingeführt wurde, als die Läden wieder öffnen durften.
IHK-Handelsexperte Bert Rothe (50) kritisiert, dass das kostenpflichtige Parken in der Innenstadt ausgerechnet dann eingeführt wurde, als die Läden wieder öffnen durften.  © Uwe Meinhold

Fast zeitgleich mit der schrankenlosen Wiedereröffnung des Handels setzte die Stadt das Parkraumkonzept in der Innenstadt um und schaffte Anfang Juni kostenlose Parkplätze ab. "Das war ein höchst unglücklicher Zeitpunkt für den Innenstadthandel", kritisiert IHK-Experte Rothe.

Titelfoto: Ralph Kunz

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