Palast der Republik kommt scheibchenweise nach Chemnitz

Chemnitz - Der Palast der Republik kommt nach Chemnitz - zumindest in Scheiben: Bei der Rauminstallation "WAENDE - Der Schlussstrich" inszeniert die Dresdner Künstlerin Svea Duwe (50) im Tietz eine Diskussion - mit fünf Originalfenstern vom ehemaligen Gebäude aus Berlin.

Künstlerin Svea Duwe (50, l.) und Assistent Ralf Nowak (54) beim Aufbau.
Künstlerin Svea Duwe (50, l.) und Assistent Ralf Nowak (54) beim Aufbau.  © Petra Hornig

Im Jahr 1991 kam es zu einem Streitgespräch zwischen dem aus dem Westen stammenden Politiker Wolfgang Schäuble (80, CDU) und dem aus Ostdeutschland kommenden Theologen und Politiker Wolfgang Ullmann (†74, Grüne).

In dem Gespräch ging es unter anderem um die Frage, ob in der wiedervereinigten Gesellschaft ein Schlussstrich unter die DDR-Diktatur gezogen werden kann.

Zum Hintergrund der Rauminstallation "WAENDE" sagt Svea Duwe: "Wie kommt man überhaupt dazu, wenn man politisch tätig ist, von einem 'Schlussstrich' zu sprechen?"

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Duwe hat dieses Gespräch besonders fasziniert und als Gegenstand ihres Werkes genommen, weil im Dialog unterschiedlichste Positionen von Schäuble und Ullmann zu Wort kommen.

Die Fenster vom Palast der Republik bilden in Svea Duwes (50) Installation die Trennwand zwischen den Gesprächspartnern Wolfgang Schäuble und Wolfgang Ullmann.
Die Fenster vom Palast der Republik bilden in Svea Duwes (50) Installation die Trennwand zwischen den Gesprächspartnern Wolfgang Schäuble und Wolfgang Ullmann.  © Petra Hornig
Der Palast der Republik wurde 1976 eröffnet und zwischen 2006 und 2008 abgerissen.
Der Palast der Republik wurde 1976 eröffnet und zwischen 2006 und 2008 abgerissen.  © DPA
Im Innern des damaligen Palastes der Republik. Die Fenster dienen in "WAENDE - Der Schlussstrich" nicht nur als Trennwand, sondern auch als Selbstbespiegelung der beiden Gesprächsteilnehmer.
Im Innern des damaligen Palastes der Republik. Die Fenster dienen in "WAENDE - Der Schlussstrich" nicht nur als Trennwand, sondern auch als Selbstbespiegelung der beiden Gesprächsteilnehmer.  © DPA

Künstlerin Svea Duwe: "Chemnitz ist eine spannende Location"

Svea Duwe (50) stammt ursprünglich aus Bonn und zog nach Dresden, um Bildhauerei und freie Kunst zu studieren.
Svea Duwe (50) stammt ursprünglich aus Bonn und zog nach Dresden, um Bildhauerei und freie Kunst zu studieren.  © Petra Hornig

Von einem Bekannten erhielt Svea Duwe 2017 fünf Fenster aus dem ehemaligen Palast der Republik. Die 2,20 Meter hohen Fenster bilden bei der Inszenierung eine Trennwand. Die Chemnitzer Schauspieler Stefan Schweninger und Egmont Elschner werden dabei in die Rollen der Staatsmänner schlüpfen.

Den Scheiben kommt dabei eine besondere Rolle zu, nicht nur wegen ihrer geschichtsträchtigen Vergangenheit: "Die Scheiben haben eine besondere Qualität, sie sind durchsichtig, spiegeln den Beobachter aber auch."

Dies sei ein Kniff, da im Gespräch gleichzeitig ein Dialog mit dem Gegenüber, als auch ein Monolog mit sich selbst stattfindet. Doch mehr möchte die Svea Duwe dazu nicht verraten.

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"Chemnitz ist eine spannende Location, weil es durch die Wende eine wirklich tiefgreifende Veränderung durchlaufen musste - weg von einer Industriestadt zu einer Stadt, die sich völlig neu entdecken muss", so Svea Duwe auf die Frage, warum Chemnitz der Ort der Uraufführung ist.

Besucher können das Stück an diesem Samstag und Sonntag um je 14 Uhr im Tietz (Neue Sächsische Galerie) in Augenschein nehmen. Der Eintritt ist frei.

Titelfoto: Montage: dpa, Petra Hornig

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