Politisch ziemlich unkorrekt: 500 Jahre alter Ehe-Ratgeber wird restauriert

Chemnitz - Es ist ein Schatz, so wertvoll wie Gold, doch weitaus praktischer und auch noch informativ: Die Chemnitzer Stadtbibliothek darf sich über gleich sieben restaurierte Bücher aus dem Mittelalter freuen. Darunter ein - heute - politisch ziemlich unkorrektes Werk.

Die meisten der um 1500 gefertigten Bücher befassen sich mit theologischen Themen.
Die meisten der um 1500 gefertigten Bücher befassen sich mit theologischen Themen.  © Maik Börner

Handschuhe sind Pflicht! Bevor Lektorin Sabine Schumann den aufgefrischten Chemnitzer Bücherschatz anhebt, streift sie sich makellose Stoffhandschuhe über.

"Diese Inkunabeln wurden mit beweglichen Metalllettern nach dem Gutenberg'schen Verfahren gedruckt und sind damit der experimentellen Frühphase des Buchdrucks bis 1500 zuzurechnen. Alle in Latein", erklärt sie.

Zu den Büchern gehört ein Werk des katholischen Kirchenlehrers Thomas von Aquin (1225-1274)!

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Um Moral, aber ganz anderer Art, geht es auch im nächsten Buch. Es stammt von 1513/14 und heißt "De re uxoria libelli duo“ ("Zwei Büchlein, wie die rechte Ehefrau zu sein hat").

Darin berichtet Autor Franciscus Barbarus über die Hochzeit zwischen Lorenzo di Medici und Ginevra Cavalcanti hundert Jahre zuvor.

Dieses Buch stammt aus dem Jahr 1475. Ein Wirtschaftssachbuch, es handelt "Von Verträgen und Zinsen".
Dieses Buch stammt aus dem Jahr 1475. Ein Wirtschaftssachbuch, es handelt "Von Verträgen und Zinsen".  © Maik Börner

Nächster Förderantrag schon gestellt

Sabine Schumann von der Stadtbibliothek mit den restaurierten Büchern.
Sabine Schumann von der Stadtbibliothek mit den restaurierten Büchern.  © Maik Börner

Der Text spiegelt nicht nur die gesellschaftliche Dimension der Eheschließung, er ergeht sich auch in Gedanken, "wie die rechte Ehefrau beschaffen sein sollte". Als da wäre: Sie sollte eine reiche Mitgift haben - vor allem aber sollte sie nie vergessen, dass der Mann Chef im Hause ist ... So weit die Ansichten damals.

Der nächste Förderantrag ist bereits gestellt. Wird er positiv beschieden, können sechs Bücher aus dem 16. Jahrhundert restauriert werden. "Aber wir freuen uns auch immer über private Spenden", so die Bibliothekarin. "Es muss nicht immer ein altes Buch sein, das damit gerettet wird."

So gebe es zum Beispiel viele Bücher aus dem frühen 20. Jahrhundert, die auf eine Restaurierung warten, gerade zur reichen Chemnitzer Industriegeschichte.

Titelfoto: Maik Börner

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