Was Michael Degen († 90) mit Chemnitz verbindet

Chemnitz - Schauspieler und Autor Michael Degen († 90) ist ein Chemnitzer Kind - in der Industriestadt liegen seine Wurzeln. Degens Eltern lebten hier viele Jahre, bevor sie nach Berlin zogen und dort als Juden der NS-Verfolgung ausgesetzt waren. Michael Degen kehrte trotzdem gern an seinen Geburtsort zurück.

Michael Degen starb vergangenen Samstag im Alter von 90 Jahren in Hamburg.
Michael Degen starb vergangenen Samstag im Alter von 90 Jahren in Hamburg.  © imago images/Eventpress

Tatsächlich lebte Michael Degen, am 31. Januar 1932 geboren, nur wenige Monate in Chemnitz. Vater Jacob und Mutter Anna heirateten zehn Jahre zuvor und lebten anfangs in Altchemnitz. Jacob Degen verdiente im Trikotagenhandel sein Geld. 1924 wurde sein Bruder Adolf geboren. Die Familie zog in eine Wohnung auf der Hohenzollernstraße (heute Erich-Mühsam-Straße 18).

1933 kehrten die staatenlosen Degens Chemnitz den Rücken und zogen nach Berlin-Tiergarten. Sechs Jahre später wurde Jacob Degen verhaftet, die Familie durch die Nazis zerrissen. Vater Degen starb im KZ Sachsenhausen.

Über die NS-Verfolgung seiner Familie sprach Michael Degen 2007 in der Villa Esche. Damals stellte er sein Buch "Mein heiliges Land" vor und schilderte den Zuhörern die Suche nach seinem älteren Bruder Adolf in Israel. Er konnte 1940 aus Deutschland fliehen.

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"Dreimal war er bei uns im Rahmen eines Podiums zu Gast. Wir behalten ihn als angenehmen Menschen in Erinnerung", erzählt eine Mitarbeiterin. Nach 2007 kam er 2011 und 2015 zum Vorlesen wieder.

An der Seite von Veronica Ferres drehte er 1998 den TV-Zweiteiler "Eine ungehorsame Frau".
An der Seite von Veronica Ferres drehte er 1998 den TV-Zweiteiler "Eine ungehorsame Frau".  © Imago/United Archives
Degen besuchte immer wieder seine Geburtsstadt. Hier 2007 zu einer Lesung in der Villa Esche.
Degen besuchte immer wieder seine Geburtsstadt. Hier 2007 zu einer Lesung in der Villa Esche.  © festusfoto
Seine Eltern lebten einige Zeit im Mietshaus in der Erich-Mühsam-Straße 18.
Seine Eltern lebten einige Zeit im Mietshaus in der Erich-Mühsam-Straße 18.  © Ralph Kunz

Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky: "Chemnitz war Michael Degens Vaterstadt, die er immer wieder besucht hat"

In Erinnerung an seinen Vater Jacob Degen (1900-1940) wurde auf dem Kaßberg 2019 ein Stolperstein verlegt.
In Erinnerung an seinen Vater Jacob Degen (1900-1940) wurde auf dem Kaßberg 2019 ein Stolperstein verlegt.  © Ralph Kunz

Michael Degen war nicht nur begnadeter Theater-, Film- und TV-Schauspieler, sondern auch Schriftsteller. Villa-Esche-Managerin Andrea Pötzsch ist Patin des Jacob Degen gewidmeten Stolperstein vor dessen ehemaligem Wohnhaus auf dem Kaßberg.

Neben der Jüdischen Gemeinde trauert auch die Stadt um den gebürtigen Chemnitzer. "Michael Degen gehörte zur ersten Riege deutscher Schauspieler. Chemnitz war Michael Degens Vaterstadt, die er immer wieder besucht hat. Die Stadt wird sein Andenken ehren", sagt Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky (63).

Der Bundesverband Schauspiel (BFFS) will Michael Degen, der unter anderem durch die "Donna Leon"-Krimiserie (ARD) bekannt wurde, posthum für sein Lebenswerk auszeichnen.

Titelfoto: imago images/Eventpress

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