Zwei Karikaturistien aus Flöha feiern nicht nur 50 Jahre Freundschaft

Flöha - Uwe Krumbiegel (59) und Jan Kunz (58) aus Flöha sind sich seit Kindertagen freundschaftlich verbunden. Beide Männer teilen eine gemeinsame Leidenschaft: das Cartoon-Zeichnen. Die beiden Sachsen gehören heute zur Cremè de la Cremè der deutschsprachigen Karikaturisten.

Uwe Krumbiegel (l.) wohnt heute bei Freiberg. Jan Kunz lebt mit seiner Familie noch in Flöha. Beide Künstler gehören zu den besten Karikaturisten im deutschsprachigen Raum. Beim Deutschen Karikaturenpreis werden ihre Arbeiten regelmäßig ausgestellt.
Uwe Krumbiegel (l.) wohnt heute bei Freiberg. Jan Kunz lebt mit seiner Familie noch in Flöha. Beide Künstler gehören zu den besten Karikaturisten im deutschsprachigen Raum. Beim Deutschen Karikaturenpreis werden ihre Arbeiten regelmäßig ausgestellt.  © Maik Börner

Als "Kumpel-Projekt" haben sie nun zusammen ein Buch gestaltet. Es heißt "Wir spinnen, wir Deutschen" und versammelt unerhörte Witzzeichnungen über den hysterischen Zeitgeist.

"Wir sind in Flöha aufgewachsen und gingen in denselben Kindergarten", erzählt Jan Kunz. "Im Jahr 1969 wurden wir gemeinsam eingeschult. Acht Jahre gingen wir zusammen in eine Klasse", führt Uwe Krumbiegel fort.

Gegensätze ziehen sich an! So war es auch bei den beiden Schulbuben in Kindertagen.

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Klein-Jan flogen als aufgeweckter, kindischer Frohnatur die Herzen zu. Klein-Uwe bewunderte ihn als stiller Musterschüler.

Das Talent von Jan Kunz wurde zeitig entdeckt und gefördert. Er besuchte bereits als Jungpionier den Zeichenzirkel der Volkshochschule Oederan.

Uwe Krumbiegel kam als Teenager in den Kurs. Beide hatten damals bereits ein Faible für Cartoons.

Beide verschlangen das Satiremagazin "Eulenspiegel", importierte "Donald Duck"-Bücher und das DDR-Comicmagazin "Atze", wenn sie Gelegenheit dazu hatten.

"Blödeln" wurde ihre Lieblingsbeschäftigung während der Ausbildungszeit

Uwe Krumbiegel (v.r.) und Jan Kunz (l.h.) bei einem Ausflug mit ihrer Schulklasse zur Patenbrigade.
Uwe Krumbiegel (v.r.) und Jan Kunz (l.h.) bei einem Ausflug mit ihrer Schulklasse zur Patenbrigade.  © privat

Ihre bodenständigen Eltern wunderten sich über ihre große Begeisterung für den gezeichneten Gag, bremsten die Jungen aber nicht aus. In der fünften Klasse produzierten die jungen Künstler gemeinsam das erste Mal einen Comic.

"Jan hat gezeichnet und ich habe getextet", erinnert sich Krumbiegel. In der Rückschau nennen beide ihre witzigen Arbeiten von damals "brav", "harmlos" und "bieder". Sie lebten vor allem von Slapstick.

"Blödeln" avancierte zu ihrer beider Lieblingsfreizeitbeschäftigung während der Lehrausbildung. Sie zeichneten zu jener Zeit irre Fortsetzungsgeschichten, die in die Zukunft schauten. Meistens begannen diese Bilder-Storys mit Sätzen wie: "Das passierte nach der Disko".

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Jede Woche traf sich die gemeinsame Clique zum Tanzen gehen oder zum Spaß auf ein Bier in der Mitropa-Gaststätte Flöha.

Halb im Jux und halb im Ernst erörterten sie dort eine Geschäftsidee: die Herausgabe eines eigenen Satiremagazins.

Ihre Freundschaft bleibt bestehen und eine Idee entsteht

Auch die Leidenschaft fürs Bergwandern teilen die Künstler-Freunde. 1992 bestiegen sie gemeinsam mit ihren damaligen Verlobten und heutigen Ehefrauen Madelaine und Manuela den höchsten Berg Schottlands, den Ben Nevis (1345 Meter).
Auch die Leidenschaft fürs Bergwandern teilen die Künstler-Freunde. 1992 bestiegen sie gemeinsam mit ihren damaligen Verlobten und heutigen Ehefrauen Madelaine und Manuela den höchsten Berg Schottlands, den Ben Nevis (1345 Meter).  © privat

In den Jahren 1987/1988 begannen die beiden, ihre Cartoons in verschiedenen Zeitungen zu veröffentlichen. Dabei motivierten und beeinflussten sie sich gegenseitig. Ihre Lebenslinien blieben stets verschlungen.

Etwa zur selben Zeit lernten beide ihre Frauen fürs Leben kennen. Zeitgleich blickten sie Vaterfreuden entgegen. Im Dezember 1994 - exakt am selben Tag! - kamen ihre erstgeborenen Kinder zur Welt.

Der Ingenieur Krumbiegel und der Mediengestalter Kunz halten auch heute noch engen Kontakt. Regelmäßig trifft sich ihre alte Clique zum Grillen oder zum Wandern. Dann albern "Krumbex" und "Bronco" (Spitznamen der Karikaturisten) mit den Freunden und schwärmen von alten Zeiten, Abenteuern auf den Tanzsälen oder gemeinsamen Campingurlauben in Tschechien.

"Die Idee zum Buch kam mir spontan zu Jahresbeginn. Unsere Arbeiten ergänzen sich. Unser Humor liegt auf einer Wellenlänge", berichtet Krumbiegel. Kunz gesteht: "Ich hatte Zweifel, ob das Werk gelingen wird. Wir hatten am Anfang nur das Thema gesetzt und keine weiteren Absprachen getroffen."

Beim Sichten der eingereichten Cartoons lachten sie keine Tränen, sondern freuten sich still. Alles fügte sich famos zusammen. "Ich denke schon an eine Fortsetzung", witzelt Kunz.

Krumbiegel schwärmt: "Wir ticken als Karikaturisten gleich. Wir wollen keine Moralapostel sein. Cartoons haben für uns eine Art Ventilfunktion. Manch Unsinn, der uns tagtäglich begegnet, schreit einfach danach, aufs Papier gebracht zu werden." Jan Kunz kann das unterschreiben.

Es gibt ihn also, den typischen "Flöhaer Humor".

Die frisch gebackenen Papas im Gespräch. Die erstgeborenen Kinder der befreundeten Karikaturisten erblickten am selben Tag das Licht der Welt.
Die frisch gebackenen Papas im Gespräch. Die erstgeborenen Kinder der befreundeten Karikaturisten erblickten am selben Tag das Licht der Welt.  © privat

Zeichnungen zum Zeitgeist

"Wir spinnen, wir Deutschen" ist eine Sammlung an Cartoons rund um die Themen Gendern, Öko-Hysterie, politische Korrektheit, deutsche Gründlichkeit und Ehe-Krisen.
"Wir spinnen, wir Deutschen" ist eine Sammlung an Cartoons rund um die Themen Gendern, Öko-Hysterie, politische Korrektheit, deutsche Gründlichkeit und Ehe-Krisen.  © Maik Börner

"Wir spinnen, wir Deutschen – Unerhörte Cartoons über den hysterischen Zeitgeist" von Uwe Krumbiegel und Jan Kunz erschien im Verlag Bild und Heimat.

Das Hardcover-Buch (ISBN 978-3-95958-301-5, Preis 9,99 Euro) zählt 80 Seiten. Jede davon ziert ein bunter Cartoon.

Humorvoll nehmen die beiden Sachsen mit spitzer Feder und schwungvollem Pinselstrich Themen wie Gendern, Öko-Hysterie, politische Korrektheit, deutsche Gründlichkeit und Ehe-Krisen aufs Korn.

Das Cover haben sie gemeinsam kreiert.

Titelfoto: Maik Börner

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