Chemnitz: Anwohner vertreibt historische Siedler aus dem Nonnenwald

Kriebstein - Schon seit beinahe drei Jahrzehnten gehen Mittelalter-Fans im Sommer auf Tour durch Mittelsachsen. Mit Planwagen und Zelten, teils in historischen Gewändern. Erstmals wurde der Tross nun ausgebootet - und regelrecht vertrieben.

Der Zug wird begleitet von Musikern, Schauspielern und Händlern. Die Lagerorte sind offen zugänglich und jeder darf mitfeiern.
Der Zug wird begleitet von Musikern, Schauspielern und Händlern. Die Lagerorte sind offen zugänglich und jeder darf mitfeiern.  © imago/Sylvio Dittrich

Endlich darf der Verein "Historischer Besiedlungszug 1156" nach der Corona-Zwangspause wieder quer durch Mittelsachsen ziehen, um an die Besiedlung des Erzgebirgsvorlandes im 12. Jahrhundert zu erinnern - heute startet die altbewährte Tour in Sachsenburg (bei Frankenberg) mit mehr als hundert Teilnehmern.

An einem Tag legen die Siedler rund 20 Kilometer zurück und ruhen dann zwei Tage, bevor es zur nächsten Station geht. Doch nicht jedem passt das einmalige Spektakel.

In Grünlichtenberg (nahe der Burg Kriebstein) gab es nun erstmals heftigen Gegenwind. "Vor einer Woche erreichte uns eine Nachricht der Bürgermeisterin, dass einer der Nachbarn des Lagerplatzes am Nonnenwald einen Mords-Aufstand gemacht hätte, dass das alles nicht geht", so Vereins-Chef Klaus Ricken (78).

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"Er fragte, ob wir überhaupt dort ausschenken dürfen, ob wir die Hygieneregeln einhalten und sprach von Lärmbelästigung."

Nach der Corona-Zwangspause dürfen die Siedler endlich wieder losziehen. Acht Planwagen sind es in diesem Jahr.
Nach der Corona-Zwangspause dürfen die Siedler endlich wieder losziehen. Acht Planwagen sind es in diesem Jahr.  © PR/Gabriele Ottich

Eine Lösung wurde schnell gefunden

Kriebsteins Bürgermeisterin Maria Euchler (39, Freie Wähler).
Kriebsteins Bürgermeisterin Maria Euchler (39, Freie Wähler).  © Thomas Dirk Wurzel

Überrascht von diesem Ansinnen war auch Kriebsteins Bürgermeisterin Maria Euchler (39, Freie Wähler): "Ich wäre nie darauf gekommen, dass jemand was dagegen haben könnte. Wir wussten, er würde mit der Polizei kommen, daher ist ein Platzwechsel sinnvoller. Die Gemeinde hätte es aber jederzeit dort ausgetragen, wir würden da nie Druck machen."

Doch eine Lösung wurde schnell gefunden. "Zum Glück ist Frau Braune vom gleichnamigen Hof Mitglied im Gemeinderat und hatte noch etwas für uns in petto", erklärt der Tour-Organisator.

"Wir haben jetzt eine andere Wiese gefunden, die näher an der Ortsmitte ist. Da ist auch ein sehr netter Nachbar, der uns mit Wasser und Elektrizität versorgt. Wir müssen dem Aufmüpfigen danken, da wir jetzt sogar einen schöneren Platz gefunden haben."

Titelfoto: PR/Gabriele Ottich

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