Chemnitz bereitet sich vor: So will die Stadt Flüchtlingen aus der Ukraine helfen

Chemnitz - Die Vorbereitungen für die Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen laufen auf Hochtouren. "Wir sind kurzfristig in der Lage, mehrere Hundert Unterbringungs-Plätze bereitzustellen", sagte Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD).

Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD) kündigte an, dass Chemnitz Hunderte Plätze für ukrainische Flüchtlinge bereitstellen kann.
Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD) kündigte an, dass Chemnitz Hunderte Plätze für ukrainische Flüchtlinge bereitstellen kann.  © Kristin Schmidt

Geplant ist eine Verteilung auf die Sammelunterkünfte und dezentrale Wohnangebote der Stadt. Hinzu kommen die vielfältigen Angebote aus der Bevölkerung, die nun in einer zentralen Stabsstelle im Rathaus koordiniert werden.

Weitere städtische Kapazitäten, so Schulze, könnten nach Bedarf geschaffen werden. Chemnitzer, die ukrainische Flüchtlinge bei sich unterbringen wollen (wie es mitunter schon der Fall ist), können sich unter www.chemnitz.de/ukrainehilfe registrieren. Das Sozialamt werde dann bei Bedarf Kontakt aufnehmen.

"Wir sind vorbereitet", so der Rathaus-Chef. Bei der Unterbringung der Menschen könne die Stadt auf etablierte Wege zurückgreifen. Also Strategien, die schon im Rahmen der Flüchtlingsbewegungen 2015 zum Zuge kamen. So wurde etwa das Belegungsmanagement mit der städtischen Wohnbaugesellschaft GGG reaktiviert. Auch gebe es Gespräche mit der CVAG, wie diese Drittbusse organisieren kann, um Geflüchtete von der Grenze abzuholen.

Ungewissheit bringe die rechtliche Lage mit sich. Der Aufenthaltsstatus der Menschen, so Schulze, sei jedoch unabdingbar für soziale Leistungen. Sozialamts-Chefin Cornelia Utech (54) erklärte, dass die Einordnung als sogenannte Kontingentflüchtlinge am günstigsten wäre: "Damit hätten die Menschen sofort Zugang zu allen Leistungssystemen wie etwa Krankenversicherung." Ungeklärt sei ebenfalls das Thema Arbeitserlaubnis: "Wir sind kommunal davon überzeugt, dass es ganz, ganz wichtig ist, dass die Flüchtlinge arbeiten dürfen. Wenn wir diese Möglichkeit nicht nutzen, welche dann sonst?"

Gemeinsam helfen

Kommentar von Gabriel Schwab

Krisen können doch noch zusammenschweißen! Pandemie, Flüchtlingswelle, Klimawandel: All diese gesellschaftlichen Hürden gingen mit einer Spaltung einher. Die überwältigende Solidarität und Hilfsbereitschaft in der Ukraine-Krise - über politische Lager hinweg - lassen wieder an die Nächstenliebe glauben.

Der Osten nimmt hier einen besonderen Stellenwert ein. Ausgerechnet in dem Teil Deutschlands, der sich in Sachen Flüchtlinge durch einen besonders lauten Teil der Gesellschaft nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Doch ist in der ehemaligen DDR auch die Nähe zu den osteuropäischen Staaten größer als im Westen. Eine Nähe, die Betroffenheit auslöst und zum Helfen verpflichtet.

Erstaunlich sind neben dem Tatendrang auch Effizienz und Schnelligkeit. Innerhalb kürzester Zeit werden Hilfsangebote geschaffen, Kundgebung um Kundgebung organisiert und Übernachtungsmöglichkeiten angeboten. Bereits jetzt sind erste Flüchtlinge angekommen. Was ihnen helfen wird: Hunderte Landsleute sind in Chemnitz zu Hause.

Nennenswert sind in diesem Zusammenhang auch die Ergebnisse, die die Stadt kurzfristig aus dem Hut zauberte. Die Vermutung liegt nahe, dass nicht nur Rathaus-Chef Sven Schulze übers Wochenende Überstunden ackerte. Dass bereits am Montag Hilfs-Plattformen standen und für die Unterbringung Hunderter Menschen gesorgt wurde, ist eine Leistung, die Anerkennung verdient.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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