Doppelt so viele Einsätze: Chemnitzer Tierretter ziehen Bilanz
Chemnitz - Die Rückkehr eines Seeadlers in die Chemnitzer Region nahm ein tragisches Ende. "Wir fanden das Tier mit gebrochenem Flügel in der Nähe eines Windrads", erklärt Sandra Kögel (45), Vorsitzende der Tierrettung, im Gespräch über den Jahresbericht des Vereins.

Ein Seeadler in Chemnitz? Richtig gehört: Der majestätische Greifvogel mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern und einem Gewicht von bis zu fünf Kilogramm schlüpfte hier in der Region. Dies war für die Tierretter aufgrund eines Rings ersichtlich, den das etwa vier Jahre alte Männchen in Hiddensee (Mecklenburg-Vorpommern) erhalten hatte.
"Für das Tier kam jede Hilfe zu spät. Das war schon sehr, sehr traurig", erklärt Kögel. Der Flügelbruch, vermutlich an dem nahe gelegenen Windrad zugezogen, war zu weit fortgeschritten. Fliegen hatten sich bereits über die Wunde hergemacht, der "Organismus war extrem geschwächt".
Im Einsatzjahr 2021 hatten die Tierretter jedoch auch viele Happy Ends zu vermelden. So gelang es etwa 83-mal, entlaufene Fiffis, Mimis und Co. zu ihren Besitzern zurückzubringen.
Insgesamt gab es mehr als 770 Einsätze - mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr (rund 300 Einsätze). Und der Trend geht weiter nach oben: "In diesem Jahr rechnen wir mit einer weiteren Steigerung", so Vorsitzende Sandra Kögel (45).

Haus- und Wildtiere: Die Retter aus Chemnitz haben einiges zu tun

Rund 40 Haustiere benötigten 2021 eine medizinische Notfallversorgung, 310 Tiere befanden sich in einer technischen Notlage. Daneben gab es 49 Totfunde von Haustieren (darunter mehrheitlich Katzen) im Einsatzgebiet Chemnitz und über 180 gefundene Wildtiere wurden gemeldet bzw. versorgt.
Spitzenreiter bei den Wildtieren waren junge Singvögel, Igel und Tauben, gefolgt von Greifvögeln, Wasservögeln und Eichhörnchen.
Unter den Wildtieren befanden sich 34 Tiere von streng geschützten Arten wie z. B. diverse Wildvögel und Fledermäuse, die den zuständigen Behörden übermittelt wurden. Dazu zählten auch der Seeadler, der mit einer Windkraftanlage kollidierte, ein schwer verletzter Biber und ein Storch mit Beinfraktur.
Die Tierrettung Chemnitz sammelte im vergangenen Jahr zudem erste Erfahrungen im Katastrophenschutz. Als Mitglied im Bundesverband Gemeinschaft Deutscher Tierrettungsdienste begleitete sie andere Tierrettungsdienste ins Hochwasser Katastrophengebiet Ahrtal, überbrachte Spenden in die betroffenen Regionen und konnte den erfahrenen Kollegen vor Ort bei der Koordinierung, Sicherung, Bergung und Versorgung von Tieren im Flutgebiet über die Schulter schauen.
Titelfoto: Kristin Schmidt,Tierrettung Chemnitz