Ende der Verteilung! Jetzt spart das Rathaus auch beim Chemnitzer Amtsblatt

Chemnitz - Das Sparen nimmt kein Ende im Chemnitzer Rathaus. Künftig will die Verwaltung auch die Verteilung des Amtsblatts an alle Haushalte stoppen. Bald soll das Heft nur noch zum Abholen in der Stadt ausliegen. Politiker sind irritiert.

Künftig werde das Amtsblatt der Stadt ausgelegt, nicht mehr verteilt, heißt es von der Stadt.
Künftig werde das Amtsblatt der Stadt ausgelegt, nicht mehr verteilt, heißt es von der Stadt.  © Uwe Meinhold

Bislang bekommen rund 132.000 Haushalte in Chemnitz das Amtsblatt wöchentlich in den Briefkasten.

Ab 2023 wird ein neuer Anbieter das Produkt herstellen. Dann soll es nur noch an gut 200 Stellen zum gratis Mitnehmen ausgelegt werden.

Zudem werde das Mitteilungsblatt auf Wunsch per E-Mail versandt.

Chemnitz: Doku-Zentrum in der "Täterstadt"? Angehörige der NSU-Opfer sorgen sich um ihre Sicherheit in Chemnitz
Chemnitz Lokal Doku-Zentrum in der "Täterstadt"? Angehörige der NSU-Opfer sorgen sich um ihre Sicherheit in Chemnitz

Das teilte die Verwaltung auf Anfrage der CDU-Ratsfrau Solveig Kempe (41) mit. Zu den Verteilstellen gehörten Händler, Bäcker, Klinikum, Pflegeheime oder Begegnungsstätten.

Details zu den genauen Kosten, auch zur geplanten Einsparung, wollte die Stadt auf TAG24-Nachfrage zunächst nicht nennen.

Über die geplanten Änderungen werde das Rathaus nächste Woche mit Plakaten, Pressekonferenz und im Netz informieren.

Die Stadt will die Verteilung des Amtsblatts in die Haushalte 2023 einstellen.
Die Stadt will die Verteilung des Amtsblatts in die Haushalte 2023 einstellen.  © Uwe Meinhold
Klaus Bartl (72, Linke) sieht juristische Probleme für die Verwaltung.
Klaus Bartl (72, Linke) sieht juristische Probleme für die Verwaltung.  © Uwe Meinhold

"Wertvolle Informationen aus Politik und Verwaltung gehen verloren"

"Stadt macht Platz für Verschwörungserzählungen im Netz": Solveig Kempe (41, CDU) sieht den Rathaus-Plan kritisch.
"Stadt macht Platz für Verschwörungserzählungen im Netz": Solveig Kempe (41, CDU) sieht den Rathaus-Plan kritisch.  © Kristin Schmidt

Solveig Kempe findet die Änderung schade: "Wertvolle Informationen aus Politik und Verwaltung gehen verloren, weil einige Bürger zu alt oder zu bequem sind, das Amtsblatt mitzunehmen. Mehr Bürger werden sich im Netz informieren - das macht Platz für Verschwörungstheorien."

Klaus Bartl (72, Linke) hat rechtliche Zweifel: "Einige Entscheidungen muss das Rathaus veröffentlichen. Wenn sie nicht alle Bürger niedrigschwellig erreichen, werden sie angreifbar."

Jürgen Renz (48, SPD) findet die Maßnahme "bedauerlich vor allem für ältere Menschen, die von wichtigen Infos abgeschnitten werden". Renz ist gespannt, wie dicht das Verteilnetz werde.

Titelfoto: Uwe Meinhold

Mehr zum Thema Chemnitz Lokal: