Gregor Gysi in Chemnitz, Wut-Rede gegen Regierung: "Wie oft wir uns duschen, geht die einen Dreck an!"
Chemnitz - Am Freitagabend schallte die Stimme von Gregor Gysi (74, Linke) aus dem Stadthallenpark in Chemnitz. Der Politiker hielt auf einer Kundgebung seiner Partei eine Wut-Rede. Vor allem die aktuelle Regierung bekam dabei ordentlich auf den Deckel!
Unter dem Motto "Genug ist Genug" trommelten die Chemnitzer Linken am Freitagabend mehrere Redner zusammen. Einer davon: Ex-Linkenparteichef Gregor Gysi (74).
Zunächst ging es um den Ukraine-Krieg. Weder Russland noch die Ukraine könne den Krieg gewinnen, so Gysi. Er forderte einen sofortigen Waffenstillstand und Diplomatie, ohne genauer darauf einzugehen.
Deutschland dürfe aufgrund der Geschichte keine Waffen an die Ukraine liefern: "Von uns ging der schlimmste Krieg der Weltgeschichte aus, der 2. Weltkrieg." Deshalb habe Deutschland auch kein Recht darauf, an Kriegen zu verdienen.
Zudem müsse Europa eine neue "Friedensordnung" schaffen, in die Russland mit eingebunden werden müsse. Gleichzeitig müsste es ein großes Abrüstungs-Programm geben, fordert der Ex-Parteichef.
Gysi betonte außerdem, dass auch die USA einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak gestartet habe. "Ohne, dass dabei jemand auf die Idee von Sanktionen oder sonst etwas gekommen ist."
Von den Sanktionen gegen Russland hält Gysi nichts: Diese "treffen unsere und andere Bevölkerungen härter", kritisiert der 74-Jährige.
"Unsere Regierung ist schlicht und einfach überfordert"
Gysi schoss bei seiner Wut-Rede vor allem gegen die Regierung. Inflation, Krieg, Pandemie - "Unsere Regierung, um es vorsichtig zu formulieren, ist schlicht und einfach überfordert", so der Linken-Politiker. Die Ampel-Koalition, bestehend aus SPD, Grüne und FDP, würde nicht zusammenpassen.
"Außerdem brauchen wir weder von Herrn Habeck noch von Kretschmann Zivilisations-Hinweise. Wir kennen alle schon den Waschlappen. Und wie oft wir uns duschen, geht die einen Dreck an!"
Auch auf die schlechten Wahlergebnisse und auf den Dauer-Zoff innerhalb der Linken ging Gysi ein. Er führe derzeit Gespräche mit Sahra Wagenknecht (53, Linke) über die Zukunft der Partei. Das Ziel: Debatten über die Spaltung der Partei beenden, wieder neue Kraft schöpfen.
Es sei eine historische Aufgabe, die Linken wieder zu stärken und die Interessen der Wähler zu verfolgen, so der Politiker abschließend.
Titelfoto: Haertelpress