In Karl-Marx-Stadt gebaut: Darum zog die Stasi diese Rettungsbretter ein
Chemnitz - Von wegen Kalifornien und Baywatch: Rettungsbretter, mit denen erschöpfte Schwimmer in Windeseile aus den Wellen geborgen werden können, konstruierte ein Chemnitzer Maschinenbauingenieur - lange bevor das TV-Publikum David Hasselhoff (heute 71) anschmachtete.
Automobilexperte Frieder Bach (80) gehörte ab 1959 selbst zur Karl-Marx-Städter "Baywatch-Truppe" auf Hiddensee und testete die damals entwickelten Rettungsbretter.
Mithilfe eines Mitstreiters von einst spürte er ein Originalbrett auf und erzählt die Geschichte der innovativen Wasserretter aus dem tiefsten Binnenland in einem neuen Buch.
"Wir fuhren damals für den Wasserrettungsdienst der Wismut im Sommer an die Ostsee. Unser Ausbilder war der Ingenieur Dettmar Maschke, der die vier Meter langen Bretter anfangs aus Holzleisten, später aus leichtem Kunststoff baute, mit Leinwand überzog und flüssigem Polyester beschichtete", erinnert sich Frieder Bach.
"Zunächst wurden die Rettungsbretter bei Vorführungen auf dem Pelzmühlenteich getestet, dann mit dem Zug an die Ostsee transportiert. Sechs Stück waren im Einsatz."
Eine patentamtliche Urkunde von 1961 belegt, dass die Konstruktion als Gebrauchsmuster geschützt war.
Wegen Fluchtgefahr: Stasi kassierte Rettungsbretter ein!
Der Einsatz der Bretter an der Ostsee funktionierte. Zu gut. Frieder Bach: "Damit konnten wir schneller als jedes Motor- oder Ruderboot zu Hilfe eilen. Die Stasi wurde auf die Bretter aufmerksam. 1965 wurden sie eingezogen, um mögliche Republikfluchten zu verhindern."
Ein Brett versteckten die sächsischen Wasserretter. Im Archiv der DRK-Wasserwacht in Siegmar überdauerte es die Jahrzehnte - bis Frieder Bach ihm, seinem Erfinder und den Wasserrettern aus Chemnitz in seinem Buch "Der Kampf gegen den nassen Tod" ein Denkmal setzte.
Das Buch, erschienen im Mironde-Verlag (16 Euro), wird am Donnerstag, 18.30 Uhr, im Fahrzeugmuseum Chemnitz vorgestellt.
Titelfoto: Detlev Müller