Klimaanlagen, Fuhrpark, Jobtickets: Wie spart Chemnitz jetzt Energie - wenn überhaupt?
Chemnitz/Oederan - Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar verschlimmerte sich die Energiekrise, Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (52, Grüne) ruft die Bürger zum Energiesparen auf. Doch wie reduzieren eigentlich Teile des Staates, wie die Kommunen, jetzt ihren Energieverbrauch?

Chemnitz, das 2015 erstmals die Auszeichnung "Gold" des Nachhaltigkeits-Zertifikats "European Energy Award" erhielt, hörte den Schuss schon eher.
"Die Stadt beschäftigt sich seit Oktober ausführlich mit den steigenden Energiepreisen, die sich seit etwa dem Sommer 2021 abzeichneten. Nach dem 24. Februar sind sie nochmals intensiviert worden", so eine Stadtsprecherin.
In vielen Verwaltungsräumen wurde bei Begehungen geprüft, ob man beim Heizen noch weiter sparen könne. Die diesjährige städtische Heizperiode endete im Mai, die Ergebnisse werden gerade ausgewertet. "Auch Lüftungsanlagen in Kindertagesstätten - von Belüftungsräumen, in denen Fenster vorhanden sind - wurden abgeschaltet", ergänzt die Sprecherin. Hier wird sich zeigen, ob dies Auswirkungen auf Coronaviren-Infektionen hat.
Die Energiekosten der Stadt lagen bisher bei rund 12 Millionen Euro im Jahr. Auch für ihre Mitarbeiter gab es seit Herbst größere Veränderungen.
"Dazu gehören auch der Verzicht auf Klimageräte in Büroflächen sowie Nutzersensibilisierung durch Intranetplattform und Info-Meldungen", weiß die Rathaussprecherin.

Städtische E-Stromer Flotte soll bis 2023 wachsen

Für stramme Waden gibt es seit Mai Fahrradleasing-Angebote. Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD) hat seit 2021 einen Hybrid-Dienstwagen, Ordnungs- und Sozialbürgermeister aber noch Dieselautos.
Die 238 Wagen große städtische Fahrzeugflotte ist zu 55 Prozent mit Diesel, zu 42 Prozent mit Benzin und zu drei Prozent mit Strom unterwegs.
Der E-Stromer-Anteil soll 2023 auf sieben Prozent wachsen. 466 Stadt-Mitarbeiter (2021: 456, 2019: 535) nutzen derzeit ein Jobticket mit 10-Euro-Zuschuss pro Monat.
Aktuell hält diese Preise aber die 9-Euro-Ticket-Regelung stabil-niedrig.

Städte- und Gemeindetag möchte mehr finanzielle Handlungsfähigkeit für Kommunen

"Wir brauchen aber keine neuen Förderprogramme mit aufwändigen Verwaltungsverfahren, sondern mehr finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen", sagt Ralf Leimkühler (55), stellvertretender Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetages. Eigene und maßgeschneiderte Lösungen sollen entstehen.
Wie auch im mittelsächsischen Oederan, die Gemeinde erreichte 2021 "European Energy Award"-Gold-Status. "Wir betreiben drei Holzpelletkessel. Zumindest das Gemeindehaus bräuchte sich ohne Gas keine Sorgen machen", schätzt Edgar Lange (49).


Der Oederaner Energie- und Klimaschutzmanager weiß aber auch: "Rund 20 kommunale Objekte sind noch von fossilen Brennstoffen abhängig. Wir arbeiten gerade an Konzepten, um unabhängiger von ihnen zu werden."
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