Personalengpässe bei CVAG, Klinikum und Co.! Omikron hat Chemnitz fest im Griff

"Obwohl wir in vorherigen Wellen weit mehr Patienten behandeln konnten und behandelt haben, ist die Lage im Klinikum Chemnitz derzeit kritisch", sagt Dr. Thomas Grünewald (56), Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin.
Immer mehr Mitarbeiter infizieren sich mit Corona. Dem Haus fehle derzeit allein im Bereich Pflege eine hohe Zahl an Kräften. Insgesamt ist daher der Krankenstand im Klinikum in allen Bereich sehr hoch und weit über dem Jahresdurchschnitt.
Bei der CVAG, so Sprecherin Juliane Kirste (37), führte ein erhöhter Krankenstand bereits Ende 2021 dazu, dass die Fahrpläne gestutzt wurden. Derzeitiges Ziel sei, ab Anfang April wieder im Normalbetrieb zu fahren.
"Die gesicherte Wiedereinführung ist jedoch abhängig von dem weiteren Verlauf des Krankenstandes bei unseren Fahrpersonalen." Denn die CVAG verzeichne erneut einen Anstieg des Krankenstandes - derzeit liegt er bei rund 20 Prozent.


Chemnitzer Wertstoffhof schließt früher

Der Stadt Chemnitz bereiten vor allem die Kitas Sorgen: "Das Jugendamt musste mehrere Kindertagesstätten wegen Personalmangels schließen", so eine Sprecherin. Darüber hinaus erschweren die Ausfälle die Aufgabenerfüllung, beeinträchtigen sie aber in den Bereichen nicht maßgeblich.
Bei der Chemnitzer Berufsfeuerwehr stehen 24 Prozent der Mitarbeitenden aufgrund von Krankheit und Quarantäne nicht zur Verfügung. "Um die Ausfälle zu kompensieren, musste dienstfreies Personal (Aufbau von Überstunden) eingesetzt werden", so die Stadtsprecherin weiter.
Der städtische Abfallentsorgungsbetrieb ASR arbeitet derzeit nach Notfallplan, so Sprecherin Beate Bodnár (61). Bislang konnte jedoch vermieden werden, dass Chemnitzer auf ihrem Abfall sitzen bleiben - durch täglich angepasste Planung und den Einsatz von Zeitarbeitern.
Weniger angespannt ist die Lage bei der Polizei. Die Überlastungsstufe sei trotz vieler Krankenstände nicht erreicht. "Die Ausfälle konnten bislang immer durch Umplanungen innerhalb der Organisationseinheiten kompensiert werden", erklärt Sprecherin Jana Ulbricht (44).


Wie lange geht das noch gut?
Ein Kommentar von Gabriel Schwab
Die Lage könnte kippen. Bisher begegnet die kritische Infrastruktur in Chemnitz den herben Personalausfällen mit wohlüberlegter Strategie und spontaner Taktik. Doch ob und wie lange das angesichts gigantischer Inzidenzen noch gutgeht, ist eine kaum zu beantwortende Frage.
Die Virusvariante Omikron schlägt selbst den renommiertesten Experten ein Schnippchen. "Ich bin optimistisch, dass wir die Omikron-Welle bald überstanden haben", sagte RKI-Chef Lothar Wieler. Aber leider bereits Anfang Februar. Mit dieser Aussage stützte er sich auf Modellrechnungen des Institutes, die bereits für Mitte Februar den Scheitelpunkt von Omikron vorausgesagt hatten.
Stattdessen macht das Virus genau das Gegenteil - und zwar für eine steigende Pestilenz sorgen. Auswirkungen hat das für Chemnitzer bereits. Busse und Bahnen fahren deutlich weniger. Wer auf eine nicht-dringliche Operation wartet, wird dies auch weiterhin noch tun. Eine nicht unerhebliche Zahl von Eltern sitzt zu Hause, weil das Kind krank ist oder nicht in den Kindergarten kann.
Nicht Mitte Februar, sondern Ende März ist vor allem ein Scheitelpunkt erreicht: der kritische Belastungswert der Krankenhausbetten in Sachsen. Welche weiteren Wendemanöver das Frühjahr durchführt, weiß niemand. Mit viel Glück und Sonne aber hoffentlich dasjenige, das Wieler vor zwei Monaten vorhersagte.
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