Psychische Auswirkungen des Corona-Lockdowns betreffen vor allem Frauen im Homeoffice
Chemnitz - Wie hat uns der Lockdown verändert? Ein Forschungsteam der TU Chemnitz hat die psychischen Effekte des Lockdowns untersucht.

Ende Januar 2020 wurde der erste Coronavirus-Fall in Deutschland nachgewiesen.
Am 22. März 2020 ging das Land das erste Mal in den Lockdown. Sowohl beruflich als auch privat wurden die Menschen dadurch drastisch eingeschränkt.
Prof. Dr. Bertolt Meyer, Inhaber der Professur Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Technischen Universität Chemnitz, hat mit einem Team die psychischen Effekte des Lockdowns untersucht.
In der Zeit von April bis Juni wurden dazu insgesamt 3862 Personen befragt.
Persönliche Faktoren wie Geschlecht, Familien- und Paarsituation sowie Arbeit im Homeoffice waren dabei wichtig, um zu sehen, ob es einen Zusammenhang dieser Faktoren mit der "Emotionalen Erschöpfung" (Kernfacette des Burnouts) gibt und wie sie sich im Verlauf der Pandemie entwickeln.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Frauen deutlich stärker vom Lockdown und dessen psychischen Folgen betroffen waren als Männer - vor allem, wenn sie im Homeoffice arbeiten", fasst Meyer zusammen. "Darüber hinaus konnten wir zeigen, dass Autonomie im Beruf und eine Unterstützung durch die Partnerin oder den Partner die psychischen Auswirkungen der Pandemie abfedern konnten."
Was sind die Gründe für die emotionale Erschöpfung?
Sechs Hypothesen stellte das Team auf, um herauszufinden, wie die Corona-Pandemie und der Lockdown besonders in der ersten Phase die "Emotionale Erschöpfung" beeinflusst.
Von den 3862 befragten Personen waren 2900 Berufstätige.
Die Befragten unterteilen sich in:
- Frauen (69,20 Prozent)
- reguläre Angestellte (83,40 Prozent)
- Beamtinnen und Beamten (7,22 Prozent)
- berufstätige Studierende (3,93 Prozent)
- Freiberufler (3,68 Prozent)
- Feste Partnerschaft (75,03 Prozent)
- ohne Kinder (40,30 Prozent)
- keine Vorschulkinder (57,67 Prozent)
- ein Kind (10,27 Prozent)
- zwei Kinder (7,22 Prozent)
- mehr als zwei Kinder (0,89 Prozent)
Der Einfluss dieser sechs Faktoren auf die Emotionale Erschöpfung während der ersten Corona-Welle wurde geprüft:
- Zeitverlauf der Pandemie
- Autonomie (in der Gestaltung der eigenen Arbeit)
- Arbeitsplatzunsicherheit
- Wahrgenommene soziale Unterstützung (am Arbeitsplatz und zu Hause)
- Arbeit-Privatsphäre/Privatheit-Arbeits-Konflikt
- Pandemie-spezifische Selbstwirksamkeit (Betrifft die Wahrnehmung, etwas Positives zur Pandemie-Bekämpfung beitragen zu können)
Frauen besonders stark betroffen

Das Team kam zum Ergebnis, dass diejenigen mit weniger selbstständigem Arbeiten und ohne Unterstützung zu Hause sehr viel schneller emotional erschöpft waren.
Darüber hinaus stellte das Team fest, dass insbesondere die psychische Gesundheit von Frauen stärker von der COVID-19-Pandemie betroffen war als die von Männern. Dazu trugen vor allem Faktoren wie Schulkinder zuhause in Verbindung mit Homeoffice bei.
"Das Team schlussfolgert daraus, dass die Pandemie insbesondere für Frauen mit stärkeren psychischen Belastungen verbunden ist und dazu beitragen kann, traditionelle Geschlechterrollen zu verstärken. Sie empfehlen daher Regierungen und politische Entscheidungsträgerinnen und -trägern, bei Maßnahmen zur Milderung der psychischen Folgen der Pandemie speziell Frauen in den Blick zu nehmen", heißt es weiter.
Mögliche Maßnahmen zur Verbesserung wären der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen, mehr selbstbestimmendes Arbeiten und das Aufteilen der Aufgaben im Haushalt.
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