Weil Fichtenwälder sterben: Chemnitzer Förster setzen auf natürlichen Waldumbau
Chemnitz - Hilfe, die Fichtenwälder sterben! Stürme, Borkenkäfer und der Klimawandel zerstören den Forst. Ein teurer Waldumbau steht an, der Deutsche Forstwirtschaftsrat schätzt die Kosten auf 50 Milliarden Euro. Es geht auch billiger und natürlicher, sagen Förster aus Chemnitz - und wissen einen Wald-Profi auf ihrer Seite.

Auf 1,6 Millionen Bäume schätzt Ullrich Göthel (53) sein Forstrevier Grüna. Überwiegend Fichten, die einst als schnelle Holzlieferanten gepflanzt wurden. Doch im Klimawandel zeigen die Fichten ihre Schwächen.
Göthel braucht rund 15 stressfestere Baumarten - Ahorn, Eiche, Buchen, Kiefer, Lärche, Linde, Zitterpappel oder Vogelkirsche. Anstatt die Bäume für viel Geld zu pflanzen, könnte man den Wald sich selbst überlassen, weiß der Forstprofi: "Überall wachsen Bündel von Sämlingen, viele Baumarten. Es reicht, die unerwünschten Arten zurückzuschneiden."
Das Prinzip funktioniere nicht überall. Wunsch-Bäume und ihre Samen müssten in der Nähe sein. Auf Grasflächen seien Anpflanzungen sinnvoller.
"Wenn wir generell auf die Kräfte der Natur setzen, könnten wir aber Geld sparen", sagt Ullrich Göthel.

Star-Förster Peter Wohlleben (58): "Ein sich selbst organisierender Wald ist robuster"

Der gleichen Ansicht ist Alexander Wagner (30) aus dem Revier Einsiedel: "Manchmal ist etwas Nachhilfe nötig für eine schnelle Waldverjüngung. Aber die Natur kriegt das alleine hin. Das eingesparte Geld könnten die Forstverwaltungen gut gebrauchen, um mehr Personal einzustellen und den Pflegerückstand im Wald aufzuholen."
Deutschlands Starförster und Buchautor Peter Wohlleben (58, "Das geheime Leben der Bäume") fordert den natürlichen Wald seit Jahren.
"Ein sich selbst organisierender Wald ist robuster", sagt er.
Titelfoto: Kristin Schmidt, Maik Börner