Wird mobile Obdachlosen-Hilfe gebraucht? Streit um den einzigen Kältebus in Chemnitz
Chemnitz - Der Kältebus für Obdachlose steht vor dem Aus. Die Stadt sieht keinen Bedarf mehr für die mobile Hilfe. Ehrenamtler und Parteien wollen das so nicht stehen lassen.

Der Kältebus in Chemnitz versorgte von Januar bis April Obdachlose mit Lebensmitteln, warmer Kleidung und Tee. Weil die bisherigen Hilfen als ausreichend eingeschätzt werden, sieht die Stadt laut Ordnungsbürgermeister Miko Runkel (61, parteilos) keinen weiteren Bedarf an einem Kältebus.
Gegenwind kommt von Lydia Thiele (41) vom Projekt AJZ Streetwork: "Wir sehen den Bedarf eines Kältebusses durchaus. Menschen ohne Wohnsitz in Chemnitz dürfen auch sichtbar sein. Das haben wir auch dem Jugend- und Sozialamt mitgeteilt."
Ihr zur Seite springt Stadträtin Katharina Weyandt (61, Grüne): "Eine zusätzliche, zeitweilige Unterstützung auch in den Abendstunden ist immer gut. Das Hilfesystem ist nicht perfekt, sonst gäbe es auch keine Kältebusse."
Die Fraktionsgemeinschaften Die Linke/Die Partei, sowie Grüne und SPD haben einen Beschlussantrag beim Stadtrat eingereicht. Der Vorschlag sieht vor, dass die Stadtverwaltung mit den Trägern Stadtmission, Bahnhofsmission und auch den ehrenamtlichen Helfern des Kältebusses einen Plan für den Winter 2021/2022 kurzfristig umsetzt.



In dem Beschluss heißt es unter anderem: "Freiwilliges Engagement wie der Kältebus ist ein wertvoller Baustein des Hilfesystems und muss einbezogen und unterstützt werden." Die Umsetzung soll mit 30.000 Euro aus Mitteln zur Förderung der Wohlfahrtspflege erfolgen. Darüber soll der Stadtrat am 15. Dezember entscheiden.
Titelfoto: Bildmontage: Sven Gleisberg, Maik Börner, Kristin Schmidt