Dieser Platz in Chemnitz soll umbenannt werden

Chemnitz - Der ehemalige Lutherplatz an der Charlottenstraße in Chemnitz soll seinen Namen zurückbekommen. Die AG Straßennamen beschäftigt sich nun mit dem Vorstoß der Christdemokraten, der längst nicht allen gefällt.

Dr. Ruth Röcher (67), Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, hat Verständnis: Klar sei Luther bei Juden umstritten, aber wichtig für das Christentum.
Dr. Ruth Röcher (67), Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, hat Verständnis: Klar sei Luther bei Juden umstritten, aber wichtig für das Christentum.  © Ralph Kunz

"Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gab es den Lutherplatz. Nach Zerstörung und Wiederaufbau ist er aber nicht mehr als solcher benannt worden", blickt CDU-Stadträtin Almut Patt (53) in die Historie.

Ein Appell der evangelischen Landeskirche habe ihre Fraktion veranlasst, die Beschlussvorlage einzubringen: "Ein sehr schöner und würdiger Gedanke, den wir gerne aufgreifen möchten."

Der Vorstoß beißt sich mit einem anderen Stadtratsbeschluss: Denn bereits 2017 entschied das Gremium, bei Neu- und Wiederbenennungen von Straßen und Plätzen das Augenmerk stärker auf weibliche Persönlichkeiten zu legen.

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Wie viele seiner mittelalterlichen Zeitgenossen gilt Martin Luther als Verfechter des Antijudaismus. Seine feindliche Einstellung gegen Juden versuchte der Mönch sogar mit Bibelstellen zu zementieren.

Charlottenstraße/ Ecke Hans-Sachs-Straße: Hier soll der nahegelegene Platz wieder nach Martin Luther benannt werden. So hieß das Areal im Lutherviertel bereits bis zum 20. Jahrhundert.
Charlottenstraße/ Ecke Hans-Sachs-Straße: Hier soll der nahegelegene Platz wieder nach Martin Luther benannt werden. So hieß das Areal im Lutherviertel bereits bis zum 20. Jahrhundert.  © Maik Börner

Ein Ärgernis für die hiesige jüdische Gemeinde? Nein: "Martin Luther ist für uns Juden zwar umstritten. Ich kann in Anbetracht der Errungenschaften Luthers für den christlichen Glauben jedoch nachvollziehen, wenn man einen Platz nach ihm benennen möchte", erklärt Dr. Ruth Röcher (67) als Vorsitzende der jüdischen Gemeinde.

Titelfoto: Bildmontage: Ralph Kunz, Maik Börner

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