Gibt's jetzt was aufs Dach? Chemnitzer Ortschaftsräte laufen Sturm gegen Pflanz-Pflicht am Bau
Chemnitz - Häuser und gewerbliche Objekte sollen in Chemnitz zukünftig bepflanzt werden. Doch die Chemnitzer Ortschaftsräte protestieren.

Entsprechende Satzungen, die eine Bepflanzung von Fassaden und Flachdächern bei Neubauten und Sanierungen zur Pflicht machen sollen, werden von nahezu allen Ortschaftsräten abgelehnt: Die Sorge ist groß, dass die Bauplätze in den äußeren Stadtteilen ihren Wert verlieren.
Worum es geht: Bereits 2021 unternahm das Baudezernat zum ersten Mal den umstrittenen Vorstoß für ein besseres Stadtklima. Geplant ist, bei künftigen Bauunternehmungen Vorgaben zur Begrünung zu machen.
Sollte der Stadtrat den Satzungen zustimmen, müssen Flachdächer und Parkplätze künftig grundsätzlich bepflanzt werden.
Gewerbliche Objekte und Häuser ab vier Wohneinheiten müssen ihre Wände entsprechend ihrer Größe anteilig begrünen. Und Schottergärten wären dann gänzlich verboten.

Ein Verstoß wäre laut Sächsischer Bauordnung teuer

Die CDU-Fraktion im Stadtrat und auch die Räte der eingemeindeten Ortschaften protestieren. Der Eubaer Ortsvorsteher Thomas Groß (59, CDU) befürchtet eine Preisminderung bei den Bauplätzen und ein Verschrecken von potenziellen Käufern.
"Aufwand und Nutzen müssen in einem Verhältnis stehen. Durch die Satzungen würde das Bauen deutlich komplizierter und teurer werden", so Groß.
Teuer wäre dann auch ein Verstoß: Wer entgegen einer erlassenen Bausatzung handelt, kann laut Sächsischer Bauordnung im schlimmsten Fall mit einer Geldbuße von bis zu 500.000 Euro bestraft werden. Wahrscheinlicher ist jedoch folgendes Szenario: Die Satzungen müssen noch einmal überarbeitet werden.
Laut TAG24-Informationen laufen im Baudezernat gerade schon entsprechende Anstrengungen, um noch einmal mit einem Kompromiss für das Klima ins Rennen zu gehen.


Häuslebauer investierten fast 200 Millionen Euro

Grundstücksbesitzer und Genossenschaften ließen sich Neubauten im vergangenen Jahr so einiges kosten: Rund 192 Millionen wurden in den Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern investiert, 370 Wohnungen sind hinzugekommen.
Nach Einschätzung der IG BAU müsse jedoch beim sozialen Wohnungsbau mehr getan werden, weshalb sie für günstigere Baukosten die Absenkung der Mehrwertsteuer auf Sozialwohnungen von 19 auf sieben Prozent fordert.
Stadtrat Dieter Füsslein (81, FDP) ist anderer Meinung: "Der soziale Wohnungsbau spielt in Chemnitz durch ein niedriges Mietniveau und zehnprozentigen Leerstand keine große Rolle."

Er unterstütze jedoch die Idee der IG BAU, durch den Umbau von bestehenden Gebäuden zusätzlichen Wohnraum zu gewinnen: "Man sollte vor einem Neubau zuerst den Altbestand betrachten und diesen auch erhalten."
Titelfoto: Maik Börner