Jede zweite Frau berichtet von Übergriffen in Bus und Bahn: Sexualisierte Gewalt in Dresden

Dresden - Dresden hat ein Sicherheitsproblem - größer, alltäglicher und brutaler, als viele wahrhaben wollen. Eine neue Umfrage der Stadt zeigt nun das volle Ausmaß sexualisierter Gewalt im öffentlichen Raum. Das Ergebnis ist erschütternd: 70 Prozent der Befragten berichten von eigenen Erfahrungen.

Gleichstellungsbeauftragte Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah (58) möchte auf die Wichtigkeit des Themas aufmerksam machen.  © Steffen Fuessel

"Wir reden hier nicht über Einzelfälle. Wir reden über ein strukturelles Problem. Sexualisierte Gewalt ist ein Thema, was alle Geschlechter betrifft", erklärt die Gleichstellungsbeauftragte Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah (58).

Besonders deutlich zeigt sich das bei den Häufigkeiten: 77 Prozent der Frauen, 75 Prozent der diversgeschlechtlichen Personen und immerhin 31 Prozent der Männer berichten von sexualisierter Gewalt.

Besonders alarmierend: die Fälle im ÖPNV. Jede zweite Frau berichtet von Übergriffen in Bus oder Bahn. Auf Großveranstaltungen sind es sogar 63 Prozent, die von unerwünschten Berührungen sprechen.

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Weitere Hotspots im öffentlichen Raum sind deutlich benannt: Innere Neustadt, Bahnhöfe, Prohlis, Gorbitz, dazu dunkle Parks und unbeleuchtete Wege.

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Mehr Prävention, mehr Sichtbarkeit, bessere Hilfsangebote

Jede zweite Frau berichtet von Übergriffen in Bus oder Bahn. (Archivfoto)  © Robert Michael/dpa

Ein weiteres Problem: "Viele trauen sich nicht, sich zu äußern, weil sie Sorge haben, nicht ernst genommen zu werden", so Stanislaw-Kemenah. Das bestätigt auch eine Aussage aus der Befragung, warum Vorfälle nicht bei der Polizei gemeldet werden: "Weil man es satthat, als Frau als Erstes gefragt zu werden, was man für Kleidung getragen hat."

Für die Gleichstellungsbeauftragte steht fest, was sich ändern muss: mehr Prävention, mehr Sichtbarkeit, bessere Hilfsangebote. "Menschen müssen in solchen Situationen ernst genommen werden, brauchen Verständnis und keine dummen Sprüche."

Um das Thema noch mehr in die Öffentlichkeit zu rücken, wird die Stadt in den kommenden Wochen mit Aktionen aufmerksam machen. Auch Präventionsmaßnahmen, unter anderem an Schulen, sollen verstärkt werden.

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