Er hat Bomben und die Wende überlebt: Die letzten Geheimnisse des Elbe-Schleppers "Waltraut"
Dresden - Am Denkmaltag konnten nicht nur Bauwerke oder Friedhöfe besichtigt werden, sondern auch verborgene Schätze - wie die historische "Waltraut", die am Sonntag ihre Luken öffnete: Der alte Elbeschleppkahn wurde 1913 gebaut, war bis zur Wende im Einsatz und liegt seitdem im Dresdner Alberthafen.

Die alte Dame ist knapp 65 Meter lang und transportierte entlang der Elbe in elf Laderäumen bis zu 755 Tonnen Kohle, Getreide oder Rüben. Das motorlose Schiff wurde dabei mit einem Seitenradschleppdampfer stromaufwärts gezogen, flussabwärts half ein Segel.
Die Besatzung wohnte in zwei Kajüten. "Oder besser gesagt hauste", sagt Egmar Balzer (75) vom Verein "Fachgruppe Elbeschiffahrt".
Denn während der Schiffseigner, der auch Kapitän war, mit seiner Frau eine schöne Kajüte mit angeschlossener kleiner Toilette bewohnen konnte, musste sich die meist dreiköpfige Crew eine kleine Kajüte (rund 12 Quadratmeter) teilen.
Die Notdurft wurde in einem Eimer verrichtet. Die Bereiche sind noch heute zugänglich, wurden dem Original nachempfunden.
Nach einem Bombentreffer im April 1945 sank die "Waltraut", doch sie wurde geborgen und repariert. Bis 1950 war sie bei Magdeburg im Einsatz und transportierte noch bis 1990 Waren auch nach Dresden. Außerdem wurde sie als Lagerkahn für Waschmittel, Maschinenteile des VEB Planeta Radebeul oder auch für Getreide im Alberthafen genutzt.



Nachdem die antriebslosen Schleppkähne von moderneren Schiffen abgelöst wurden, liegt "Waltraut" im Alberthafen, wird nach zwischenzeitlichem Verfall seit 2000 als Denkmal erhalten.
Titelfoto: Thomas Türpe (2)