Wer erinnert sich noch an Dresdens "Fresswürfel"? Er wäre in diesem Jahr 55 Jahre alt geworden!

Dresden - Vor 55 Jahren eröffnet - vor 30 Jahren geschlossen. Erinnert Ihr Euch noch an den legendären "Fresswürfel" am Dresdner Postplatz? Wo heute die Bäckerei Möbius Kuchen verkauft, tafelte früher der größte gastronomische Komplex der DDR auf.

Die HO-Gaststätte "Am Zwinger" war zu ihrer Eröffnung 1967 der größte Schlemmertempel der DDR.
Die HO-Gaststätte "Am Zwinger" war zu ihrer Eröffnung 1967 der größte Schlemmertempel der DDR.  © Holm Helis

Mit sieben Lokalen, 1416 Plätzen und 380 Mitarbeitern machte der 1967 eröffnete "Fresswürfel" seinem Spitznamen alle Ehre. Von der Selbstbedienung bis zum Tanzcafé - alles war drin.

Damals supermodern: der SB-Bereich mit Lochkarte. Pro Gericht und Getränk zwickten die Kellner ein Loch in die Karte des Gastes. Am Schluss wurde abgerechnet.

Im "Radeberger Bierkeller" wurde - auch das war damals nicht üblich - gutes Exportpilsner vom Fass ausgeschenkt. Mehrere 1000-Liter-Tanks standen im Keller. Mittags gingen bis zu 1000 Portionen über den Tresen.

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Wer im Erdgeschoss speiste, hatte einen fantastischen Blick auf den Zwinger. (Archivbild)
Wer im Erdgeschoss speiste, hatte einen fantastischen Blick auf den Zwinger. (Archivbild)  © Hans-Dieter Opitz

Heute sind vom "Fresswürfel" nur noch Erinnerungen und Fotos übrig geblieben

Heutzutage verkauft die Bäckerei Möbius an der alten "Fresswürfel"-Ecke am Postplatz Kuchen.
Heutzutage verkauft die Bäckerei Möbius an der alten "Fresswürfel"-Ecke am Postplatz Kuchen.  © Steffen Füssel

"Der Fresswürfel war ein Hammerteil. Keine 08/15-Architektur, sondern ganz nah dran an der internationalen Moderne", schwärmt Mathias Körner (43), Experte für DDR-Architektur.

Sein Lob gilt den Architekten Gerhard Müller und Günther Gruner. "Das Gebäude fügte sich in die Nachbarschaft zum Zwinger ein. Und es hatte wunderbare Detaillösungen vorzuweisen."

Alte Eisenzäune aus Striesener Villen-Vorgärten fanden sich als Raumteiler im "Fresswürfel" wieder. "An der Außenfassade wurden Neonröhren eingelassen, die sogar um die Ecke gingen. Das wäre heute unbezahlbar", so Körner. "Ich bedauere wirklich sehr, dass der Fresswürfel nicht unter Denkmalschutz gestellt wurde."

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Nach langem Leerstand wurde 1998 zuerst der Nordteil des Gebäudes abgerissen - heute steht dort das "Haus am Zwinger". 2007 verschwand das restliche Gebäude, auf dessen Platz ein Bürokomplex entstand.

Erhalten blieben viele Erinnerungen und Fotos - und das Architekturmodell, das sich im Besitz der Stadt befindet.

Titelfoto: Holm Helis

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