Frische Millionen aus Brüssel! Doch kann das allein die Lausitz retten?
Dresden - Rund 375 Millionen Euro sollen aus Brüssel in die sächsische Lausitz fließen. Der Freistaat hat jetzt entschieden, was mit dem Geld passieren soll. Der Plan setzt zwei Schwerpunkte.
Der erste liegt in der Forschung. Wo einst Bergarbeiter schufteten, sollen künftig Forscher an der Zukunft tüfteln.
Der zweite Schwerpunkt ist die Förderung von Unternehmen. Der Freistaat will besonders den Mittelstand und Neugründungen stützen.
Die EU-Gelder kommen aus dem "Just Transition Fund" (deutsch: Fonds für gerechten Übergang). Die Europäische Kommission muss die sächsischen Pläne jetzt noch genehmigen.
Zusammen mit den Geldern des Bundes soll so der Strukturwandel gelingen. Mögliche Groß-Projekte sind schon jetzt bekannt - und auch einige der größten Herausforderungen.
Doch ist die Zukunft der Lausitz damit gesichert?
Schlechte Aussichten: Hier sind die Jobs bedroht
Die Angst vor der Arbeitslosigkeit geht seit Jahren um in der Lausitz. Der am stärksten betroffene Bereich ist die Braunkohle-Industrie. 3000 Stellen hängen laut Arbeitsagentur direkt am Tagebau. 6000 Beschäftigte arbeiten bei Zulieferern oder in anderen Branchen, die vom Tagebau profitieren. Unklar ist, ob der Ausstieg 2038 oder 2030 kommt.
Für Verunsicherung sorgt auch der Zug-Bauer Alstom. Der französische Konzern hat vergangenes Jahr die sächsischen Werke von Bombardier übernommen. Im Görlitzer Werk stehen laut IG Metall bis zu 400 von rund 800 Arbeitsplätzen auf der Kippe. In Bautzen gelten bis zu 150 von etwa 1200 Stellen als bedroht.
Die Entscheidung soll bis Ende des Jahres fallen. Auch das Görlitzer Siemens-Werk hat Personal abgebaut, 124 Stellen sind vergangenes Jahr gestrichen worden.
Doch nicht nur Arbeitsplätze drohen zu verschwinden - gleichzeitig droht auch ein Arbeitskräfte-Mangel. Laut Arbeitsagentur ist jeder vierte Beschäftigte in der Lausitz mindestens 55 Jahre alt. "Dadurch fehlen dem Arbeitsmarkt in den Landkreisen Bautzen und Görlitz bis zum Jahr 2030 bis zu 50.000 Menschen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren", teilt die Arbeitsagentur mit.
Die gute Nachricht: "Erneute Massenarbeitslosigkeit, wie in den 90er-Jahren ist durch den Strukturwandel nicht zu erwarten."
Gute Aussichten: Die Hoffnung liegt auf der Forschung
Fest steht: Die Lausitz soll ein großes Forschungszentrum bekommen. Noch sind sechs Konzepte im Rennen. Die Entscheidung soll im Herbst fallen. Zwei Konzepte gelten als Favoriten.
Ein heißer Kandidat ist das "LAB". Die Abkürzung steht für "Lausitz Art of Building" (deutsch: Kunst des Bauens). Dort sollen Forscher unter anderem neue, klimafreundliche Werkstoffe entwickeln, um so den Ressourcen-Bedarf bei Bauprojekten zu mindern. Das LAB könnte 10.000 neue Jobs in die Region bringen.
Auch ein Deutsches Forschungszentrum für Astrophysik (DZA) steht in der Auswahl. 200 Meter unter der Erde soll das "Einstein-Teleskop" entstehen. Es würde Gravitationswellen messen und so neue Einblicke ins Universum ermöglichen. Ein großer Granitstock, der unter der Lausitzer Erde verborgen liegt, gilt als möglicher Standort.
Fest geplant ist schon ein Forschungszentrum für Wasserstoff am Siemens-Standort in Görlitz. Oberbürgermeister Octavian Ursu (54, CDU) rechnet fest mit einer "positiven Entwicklung" für die Region.
Der neu gewählte Bautzener Landrat Udo Witschas (50, CDU) hält Forschung und neue Firmen für wichtig, fügt aber hinzu: "Bevor wir über Neuansiedlungen reden, wäre es wichtig, die bestehenden Unternehmen zu unterstützen."
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