Kriegsbeil begraben! Karl-May-Museum schickt Skalp zurück
Radebeul - Howgh, sie haben gesprochen! Das Radebeuler Karl-May-Museum gibt einen alten Skalp aus Nordamerika heraus, der seit der Eröffnung 1928 im Museum gezeigt wird. Das bestätigte jetzt die Karl-May-Stiftung. Damit ist ein Kriegsbeil begraben.

"Wir begrüßen den Beschluss des Kuratoriums der Karl-May-Stiftung, der Rehumanisierung und Repatriierung der menschlichen Überreste zuzustimmen", sagt Ken Toko (45), US-Generalkonsul für Sachsen.
"Das ist für die Sault Ste. Marie-Gemeinschaft von größter Bedeutung. Wir werden den Prozess der Rückführung begleiten. Die logistischen Details sind noch auszuarbeiten."
Dem vorausgegangen waren sechs Jahre Verhandlungen. Denn die Museumsleute bestehen darauf, dass die Kopfhaut rechtmäßig in ihren Besitz kam, so der wissenschaftliche Direktor, Robin Leipold (33): "Museumsmitbegründer Patty Frank will ihn 1904 einem Dakota abgekauft haben. Dessen Vorfahr wiederum soll ihn einem besiegten Chippewa abgenommen haben."
Der Artist Frank, eigentlich Ernst Tobis, war ein leidenschaftlicher Sammler solcher Kriegstrophäen, aber auch ein fantasiebegabter Geschichtenerzähler.
Folge: "Man kann nicht eindeutig belegen, dass er den Chippewa gehört", so Leipold.



Skalp wird von den Chippewa rituell bestattet
Das hätten die Nachfahren inzwischen anerkannt. Damit beide Seiten das Gesicht wahren, gilt nun diese Lösung: Aus der geforderten Rückgabe wird eine Herausgabe. Das Museum übergibt den Skalp an die US-Regierung, die übergeben sie den Chippewa, die sie stellvertretend für alle Indianer entgegennehmen und rituell bestatten.
Die Chippewa vom Stamm der Sault leben im US-Bundesstaat Michigan an der kanadischen Grenze. Die Ureinwohner führen ein reges kulturelles Leben und betreiben Firmen, darunter Tischlereien, Spielcasinos, einen Verlag und Wohnungsvermietung.
Titelfoto: Montage: Steffen Füssel, Karl-May-Museum