Dresden - Wie erzählt man Geschichten ohne Worte? Dies erfahrbar zu machen ist ureigenes Anliegen des Vereins Mimenstudio Dresden e. V, der in diesem Jahr ein Jubiläum feiert: Am Mittwoch startet die 40. Ausgabe des Internationalen Pantomime-Theater-Festivals mit einer großen Gala im Theaterhaus Rudi. Besucher sollen Lust bekommen, als Nachwuchs-Pantomimen einzusteigen.
Bis zum 16. November laden rund 20 Künstler aus sechs Ländern zu fünf Abendveranstaltungen ein.
Darunter Workshops für Profis und Amateure, Kinderprogrammen - aber vor allem mit Shows, die zeigen sollen, was unter dem stereotyp verstandenen Begriff Pantomime an darstellerischem Reichtum alles möglich ist: also Clownerie, Maskenspiel bis hin zu modernem Tanztheater.
Das Festival wurde 1982 durch Ralf Herzog vom Mimenstudio e. V. aus der Taufe gehoben. Seitdem ringt man um die Wertschätzung der Pantomime als eigenständige Kunstform. 2019 übernahm Herzog-Schüler Michael Meinel die Leitung des Vereins, jüngst hat Tim Schreiber Herzogs Trainingskurs für Amateure (immer dienstags im Projekttheater) als fester Partner übernommen.
Ein Problem der Pantomime besonders im deutschsprachigen Raum sei noch immer das übermächtige Image des Ringelpullover-Franzosen Marcel Marceau, dessen Performance längst nicht mehr die Bandbreite der Kunstform abbilde.
Michael Meinel sagt: "Pantomime heute bedeutet aber Bewegungstheater, physisches Theater, das mit Objekten und Masken Geschichten ohne Worte zu erzählen weiß." Tim Schreiber ergänzt: "Pantomime ist genreübergreifend, nie komplett stumm, aber trotzdem in allen Sprachen verständlich."
Tschechisches Duo könnte für Kontroverse sorgen
Diese Spanne will und soll traditionell das Pantomime-Theater-Festival abbilden. In diesem Jahr sind Künstler und Gruppen aus Israel, Tschechien, Frankreich, Spanien und Italien eingeladen. Die Eröffnungs-Gala im Pieschener Theaterhaus Rudi (19 Uhr) soll mit bereits anwesenden Künstlern einen Vorgeschmack aufs Programm geben.
Angekündigt sind Aufführungen für Kinder, wie etwa "Paperboy" des Tschechen Radim Visvary (Sonntag, 11 Uhr). Diese 2021 immens erfolgreiche Show habe man auf vielfachen Wunsch ein zweites Mal eingeladen. Obwohl, so Meinel, man keine Wiederholungen bereits einmal aufgeführter Stücke wolle. Diesmal aber zählte der Publikumswunsch.
Eher kontrovers dürfte die Inszenierung "Light in the Darkness" des tschechischen Duos Tantehorse ausfallen. Inspiriert von Bach, Dante, Dali und de Sade wird mit Tanz, Puppen, Masken und Pantomime die sehr expressive Variante einer toxischen Beziehung aufbereitet - Altersempfehlung: ab 15 Jahren. Wortloses Theater für Erwachsene also, dafür drastisch.
Das Festival soll auch künftig im Theaterhaus Rudi verbleiben, der Saal mit seinen rund 100 Plätzen passe zum Format, so Meinel. Er und Partner Schreiber wollen die etablierte Tradition Ralf Herzogs bewahren, aber auch weiter entwickeln und in die Zukunft führen.
Für 2026 versprechen sie eine ganz neue, gemeinsame Show. Darauf dürfe man sich jetzt schon freuen, sagt Tim Schreiber und lädt bis dahin zu seinen Kursen ein: "Wem Yoga zu langweilig ist, darf gerne zur Pantomime kommen."
Programm und Vereins-Kontakt: www.mimedresden.de.