An Johann nagt der Zahn der Zeit: Frischzellenkur für Dresdens "Pizza-König"
Dresden - Seit 1889 reitet Sachsens König Johann (1801-1873) in rund 14 Meter Höhe über den Theaterplatz. Das mächtige Standbild des als Feingeist bekannten Regenten (Kunstförderer und Dante-Übersetzer) erhält derzeit eine neue "Frischzellenkur".

Am Bronze-Denkmal von Künstler-Legende Johannes Schilling (von ihm stammen auch die "Schillingschen Figuren" an der großen Freitreppe zur Brühlschen Terrasse) nagt nun schon seit 133 Jahren der Zahn der Zeit.
Vor allem verkrusteter Schmutz auf den Oberflächen setzten König Johann zu. Dem rücken derzeit Denkmalpfleger Andreas Kunze (66), Christopher Rath (26) und weitere Mitarbeiter zu Leibe.
Mittels Hebebühne können sie auch letzte Falte des Königs inspizieren. Wo sie nach der Grundsanierung vor ein paar Jahren nun neue Krusten entdecken, kratzen sie die mit feinen Skalpellen ab.
Dann zücken sie den Brenner und bringen bei etwa 80 Grad Heißwachs auf die behandelte Oberfläche auf. Der wirkt wie eine Trennschicht. Neue Verschmutzungen haben so keine Chance, ins Metall einzudringen.
Am Ende sitzt Johann wieder kerzengerade und frischgewachst auf seinem hohen Ross.



Johanns Enkeltochter Margret wurde von den Italienern geliebt

Experte Kunze, der ursprünglich gelernter Autoschlosser ist: "Diese Pflege ist sehr wichtig. Wenn sich niemand mehr darum kümmert, könnten zahlreiche Statuen eine Kruste ansetzen."
Kunze kennt zahlreiche Episoden, die sich um den Vorzeigemonarchen und dessen Familie ranken. Unter Kennern ist Johann etwa auch als "Pizza-König" bekannt.
Hintergrund: Johanns Enkeltochter Margret (1851-1926) war die Ehefrau von Italiens König Umberto I. Die Königin mit ihren sächsischen Wurzeln soll eine Schwäche für alles Italienische gehabt haben und wurde von den Italienern dafür geliebt.
Ein neapolitanischer Bäcker kreierte der Legende nach eigens eine Pizza in den italienischen Nationalfarben mit Basilikum (grün), Mozzarella (weiß) und Tomate (rot) und nannte die Kreation ihr zu Ehren "Pizza Margherita".
Das war 1889 - genau in dem Jahr, in dem in Dresden das Denkmal für ihren Opa Johann aufgestellt wurde.
Titelfoto: Christian Juppe