Wandteppich ging im Krieg verloren: "Die Ohnmacht der Esther" zurück in Dresden

Dresden - Gut ein halbes Jahr ist es her, dass die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) die Rückkehr eines Kriegsverlustes vermeldeten und diesen vorzeigten: den Wandteppich "Die Ohnmacht der Esther", einst als Geschenk Napoleons I. an den sächsischen König Friedrich August I. nach Dresden gekommen. Am Freitag wurde die Tapisserie ein zweites Mal präsentiert - restauriert und als Prunkstück einer Ausstellung.

Blick in die Ausstellung während des Pressetermins zur Eröffnung.
Blick in die Ausstellung während des Pressetermins zur Eröffnung.  © Petra Hornig

"Napoleon und Die Ohnmacht der Esther. Ein kaiserliches Geschenk für Sachsens ersten König", das ist der komplexe Titel der Schau im Sponsel-Raum des Neuen Grünen Gewölbes, die rund um das Hauptstück 60 weitere Exponate zeigt, die neun Museen der SKD entstammen, darunter ein Stiefelpaar Napoleons, Waffen, Gemälde, Büsten, Medaillen. Ein ausdrucksstarkes Abbild der damaligen Zeit.

Die Schau ist nach der Intervention des Künstlers Olaf Nicolai (61) im Residenzschloss zweites Element der siebenjährigen Feiern zum 300-jährigen Jubiläum des Grünen Gewölbes.

Die Tapisserie ist einer von mehreren Gobelins, die in den Kriegswirren verloren gingen. 1943 ausgelagert nach Schloss Schweidnitz bei Meißen, verliert sich die Spur mit Kriegsende.

Dresden: 300 Jahre Immanuel Kant: Die Schuhe des Philosophen
Dresden Kultur & Leute 300 Jahre Immanuel Kant: Die Schuhe des Philosophen

Vor drei Jahren tauchte sie auf dem Kunstmarkt auf, namentlich im Auktionshaus Christie's, von wo aus der Freistaat Sachsen sein Alteigentum, noch bevor es zur Versteigerung kam, zurückerwerben konnte.

Wie viel Geld dafür aufgewendet wurde, soll Geheimnis bleiben.

16 Quadratmeter großer Bildteppich aus Wolle und Seide generalüberholt und restauriert

Museums-Direktor Marius Winzeler (50) erzählt mit Begeisterung vom Wiedererwerb der Tapisserie.
Museums-Direktor Marius Winzeler (50) erzählt mit Begeisterung vom Wiedererwerb der Tapisserie.  © Petra Hornig

Nun ist der mit 16 Quadratmetern zimmergroße Bildteppich aus Wolle und Seide generalüberholt und restauriert. Unter anderem mussten Strukturschäden am Gewebe ausgeglichen und eine Grundreinigung vollzogen werden. 80.000 Euro flossen in das Restaurierungsprojekt.

Wie neu ist das Stück gleichwohl nicht, so wurde irgendwann die 74 Zentimeter breite Bordüre gewaltsam abgetrennt. Die Beschädigung soll sichtbar bleiben.

Das Teppichgemälde, das als Meisterwerk der Pariser Hofkunst gilt und ein 1720 entstandenes Karton-Motiv von Antoine Coypel umsetzt, illustriert ein biblisches Motiv aus dem Alten Testament in hoher Kunstfertigkeit.

Dresden: Meine (Drei) Herren! Weingut feiert rundes Jubiläum
Dresden Kultur & Leute Meine (Drei) Herren! Weingut feiert rundes Jubiläum

"Wir gehen von mindestens 500 Farben zuzüglich Farbschattierungen aus", sagt Sabine Schneider, Leiterin des Restaurierungsprojekts. Herausanalysiert worden sei unter anderem der Farbstoff der Purpurschnecke, noch heute einer der teuersten Farbstoffe der Welt.

Im Gewebe nicht enthalten seien Goldfäden, statt derer Gelbfäden Verwendung gefunden hätten. Nicht napoleonischer Geiz ist anscheinend dafür der Grund, vielmehr die Gefahr von Korrosion.

Grünes Gewölbe: Neuer Ausstellungsraum für Riesen-Wandteppich

Für den Sponsel-Raum, in dem die Ausstellung (bis 5. Juni) gezeigt wird, ist die Ohnmachts-Tapisserie eigentlich zu klein. Wohin anschließend mit dem bildgewaltigen Stück?

Der Speisesaal des Schlosses, der es früher beherbergte, existiert nicht mehr. Im räumlichen Umfeld, erklärt Marius Winzeler (50), Direktor des Grünen Gewölbes, soll nun ein neuer Ausstellungsraum "Napoleon und die Sächsische Krone" geschaffen werden.

Titelfoto: Petra Hornig

Mehr zum Thema Dresden Kultur & Leute: