Dresdner Stummfilmtage: Sehnsucht und Abenteuer
Dresden - Das Kino ist seit seinen Anfängen als Rummelplatz-Attraktion Hort oft visionärer Spektakel.
Schon der frühe Film faszinierte mit atemberaubender Akrobatik, weckte mit Bildern exotischer Länder Fernweh und Sehnsüchte nach Abenteuern.
"Sehnsucht, Träume und Visionen" lautet nun auch das eher lose Motto, mit dem die 8. Dresdner Stummfilmtage überschrieben sind, die am Mittwoch beginnen.
Was heute Action-Kracher heißt, nannte man in der Frühzeit des Kinos schlicht "Sensationsfilm". Ein weitgehend unbekanntes Exemplar dieser Gattung gibt's zur heutigen Festivaleröffnung, um 20 Uhr, im Emanuel-Goldberg-Saal in den Technischen Sammlungen.
"Mister Radio" (1924) erzählt von Gaston de Montfort, der ein Verfahren entwickelt hat, das mithilfe von Radiowellen Eisenbahnunfälle verhindern soll. Seine Erfindung muss er mithilfe seiner Geliebten vor Raffzähnen schützen.
Der mit nervenkitzelnden Stunts gespickte Film wurde von Regisseur Nunzio Malasomma in Dresden und dem Elbsandsteingebirge bei Rathen gedreht.
Auch Fritz Langs legendärer Klassiker "Die Nibelungen" ist mit dabei
Nach einer Restaurierung durch das Österreichische Filmmuseum ist "Mister Radio" erst seit 2021 wieder aufführbar und wird in Dresden mit einer neugeschriebenen Komposition von Festivalkurator Matthais Hirth am Klavier mit Saxofon und vierköpfigem Streichensemble live vertont.
Eine umfangreichere musikalische Begleitung als bisher bei Stummfilmtagen wird durch die Unterstützung der Kulturstiftung des Freistaates ermöglicht.
Noch sinfonischer kommt Fritz Langs Mythen-Klassiker "Die Nibelungen - Siegfried" (1924) daher, der am Samstag im Konzertsaal des Kulturpalastes gezeigt und von der Dresdner Philharmonie unter Leitung von Christian Schumann begleitet wird.
In ferne Welten entführt der spätere Hollywood-Komödienspezialist Ernst Lubitsch mit seinem für damalige Verhältnisse opulent ausgestattetem Orient-Abenteuer "Sumurun" (1920), in dem Stummfilm-Superstar Pola Negri als sexy Harems-Tänzerin brilliert.
Die für Sonntag als Abschluss geplante Aufführung des US-Seeräuber-Abenteuers "Black Pirate" (1926) ist wegen Erkrankung des Kinoerzählers Ralph Turnheim kurzfristig gestrichen.
Das komplette Programm gibt es unter www.dresdnerstummfilmtage.de, telefonische Reservierungen sind unter 0351/4 88 72 72 unbedingt erbeten.
Titelfoto: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung