Er rettete sie nach der Wende aus dem Müll: Hier gibt's die guten DDR-Dederonbeutel
Großröhrsdorf - Mit dem Dederonbeutel zum Einkaufen - das war Alltag in der DDR. Im "RöderSaal" Großröhrsdorf (bei Radeberg) nimmt Stadtrat Henry Honomichl (61) am 22. April (19.30 Uhr) sein Publikum mit auf nostalgische Shopping-Tour durch die 8000-Einwohner-Stadt.

Der Ex-Direktor des Heimatmuseums bringt Fotografien aus den 70er-Jahren mit - sie alle zeigen mehr als 120 kleine Tante-Emma-Läden, Fleischer, Schuster, Bäcker, Tabakladen, Mini-Tankstelle & Co. in der traditionsreichen Bandweber-Stadt.
"Etwa 80 von ihnen gibt es nicht mehr. Ab den 80er-Jahren wurden sie nach und nach alle geschlossen", bedauert Honomichl.
Auch der Tabak-Max machte dicht. "Aber ich erinnere mich, dass ich als Kind für meinen Vater regelmäßig für 30 Pfennig zehn Zigarren bei ihm holen musste", erzählt Werner Schink (62).
Viele Jahre hat der Rentner im Großröhrsdorfer Werk 5 des VEB Bandtex Pulsnitz gearbeitet - im Rahmen der Konsumgüter-Produktion wurden dort auch die legendären Dederonbeutel genäht.
Verkaufspreis: stattliche 4,50 Mark der DDR. Zum Vergleich: Ein Brötchen kostete fünf Pfennig, ein halbes Brot 50 Pfennig, fünf Kilo Kartoffeln 85 Pfennig.
"Als 1992 Bandtex abgewickelt und abgerissen wurde, habe ich einen großen Karton mit Beuteln aus dem Müllcontainer gerettet", freut sich Schink.




Die bunt-gemusterten Beutel verkauft er nun für 10 Euro beim "Einkaufsabend" zugunsten eines technischen Denkmals. "Tür und Dach des um 1870 angelegten Eiskellers an der Radeberger Straße müssen instandgesetzt werden."
Titelfoto: Ronald Bonss