Dresdens Gehwegplatten-Künstler überrascht: Wer hat Kretschmer und Spahn geklaut?

Dresden - Was macht Gloria von Thurn und Taxis am Kulturpalast? Wohin ist Gesundheitsminister Jens Spahn mit seinem Ehemann verschwunden? Und wer hat MP Michael Kretschmer geklaut?

Esteban von Wilhelm (41) mit dem Porträt von Claas Relotius. Der Künstler trägt eine Augenklappe, weil er bei einer brutalen Attacke in seiner Heimat Venezuela sein rechtes Auge verlor.
Esteban von Wilhelm (41) mit dem Porträt von Claas Relotius. Der Künstler trägt eine Augenklappe, weil er bei einer brutalen Attacke in seiner Heimat Venezuela sein rechtes Auge verlor.  © Thomas Türpe

Hier wird das Geheimnis um die sieben goldenen Promi-Porträts gelüftet, die in dieser Woche zwischen Albertplatz und Prager Straße aufgestellt wurden.

Hinter der provokanten Kunstaktion steckt der Dresdner Künstler Esteban von Wilhelm (41). Er hat auf 20 Kilo schwere Gehwegplatten (Beton) die Porträts der Fürstin, von Spahn, seinem Ehemann Daniel Funke, Kretschmer, dem spanischen Maler Diego Velázquez, Kaiser Wilhelm II. und "Spiegel"-Reportagen-Betrüger Claas Relotius gemalt.

Immer mit einem provokanten Spruch auf den Bildern. Genau das hat wahrscheinlich dazu geführt, dass Estebans Kunstwerke nicht nur in aller Munde, sondern auch in vieler Hände sind.

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"Ich will Kunst in der Öffentlichkeit zeigen und zur Diskussion anregen", sagt Esteban.

Und Dresden reagiert auf seine Kunst.

Preußen-Kaiser Wilhelm II. steht zu Füßen von Sachsenkönig August dem Starken am Goldenen Reiter.
Preußen-Kaiser Wilhelm II. steht zu Füßen von Sachsenkönig August dem Starken am Goldenen Reiter.  © Thomas Türpe

Geklaute und zerstörte Porträts - Unberührt bleibt nur Relotius

Esteban richtet Fürstin Gloria wieder auf.
Esteban richtet Fürstin Gloria wieder auf.  © Thomas Türpe

Die "Talkrunde" Spahn-Funke-Kretschmer wurde erst rund um den Brunnen "Stürmische Wogen" gerückt, dann verschwanden die drei Platten Mittwochnacht komplett.

Fürstin Gloria wurde am Kulturpalast mit dem Gesicht nach unten gelegt. Der Grund dürfte ihr skandalöser Spruch "Der Schwarze schnackselt gerne" sein, den sie 2001 in einer Talkshow geäußert hatte - und der das Porträt "ziert".

Velázquez und der Kaiser ruhen zu Füßen des Goldenen Reiters. Allerdings haben auch hier Umbettungsversuche ihre Spuren hinterlassen - Maler Velázquez ist zerbrochen.

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"Ich hoffe, das war keine absichtliche Zerstörung. Ich setze darauf, dass die Meinungs- und Kunstfreiheit respektiert wird", so Esteban.

Unberührt blieb lediglich Relotius in der Prager Straße.

Standen als "Gesprächsrunde" bis Mittwochnacht am Albertplatz: Spahn, Funke und Kretschmer (v.l.).
Standen als "Gesprächsrunde" bis Mittwochnacht am Albertplatz: Spahn, Funke und Kretschmer (v.l.).  © privat

Künstler Esteban hat Großes in Dresden vor

Die Porträts machen neugierig auf Estebans nächstes großes Projekt. Im Rahmen des neuen Kulturfestivals "NIB ART Dresden" wird er vom 21. bis 25. Juli auf dem Neumarkt 100 Betonplatten mit Wettiner-Porträts auslegen.

Rund 50 Ölbilder für den "neuen Fürstenzug" sind schon fertig ...

Titelfoto: Thomas Türpe

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