Liebeserklärung an Dresden: Katja Klengels Comic "Als ich so alt war"

Dresden - Eine junge Frau und ihre frisch verwitwete Großmutter nähern sich an: Davon erzählt der Comic "Als ich so alt war" von Katja Klengel. Vor gut zehn Jahren war es das Debüt der damaligen Studentin der Hochschule für Bildende Künste (HfBK), als Fortsetzungsgeschichte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) veröffentlicht. Nun liegt die zauberhafte, im winterlichen Dresden spielende Geschichte, als Buch vor.

Unaufdringliche Dresden-Details: Ein Panel der Graphic-Novel "Als ich so alt war" zeigt die Martin-Luther-Kirche in der Neustadt.
Unaufdringliche Dresden-Details: Ein Panel der Graphic-Novel "Als ich so alt war" zeigt die Martin-Luther-Kirche in der Neustadt.  © Montage: Verlag Schwarzer Turm

Die 1988 in Jena geborene Comiczeichnerin Katja Klengel, die heute als Drehbuchautorin in Berlin lebt, erzählt durchaus feministisch von der Selbstfindung zweier Frauen. Zunächst ist da die junge Musikerin Lilli, Sängerin einer Rockband und wohl das Alter Ego der Autorin, die an ihrer unbefriedigenden Liebesbeziehung leidet. Und da ist ihre Oma Rosalie, die den Tod ihres Mannes überwinden muss und mit vergangenem Liebesglück hadert.

Langsam, in intensiven Gesprächen, öffnen sich die Rentnerin und ihre Enkelin einander, lernen mit Schmerz und Verlust umzugehen und finden neue Perspektiven. Das hat seine ernsten Momente, die Katja Klengel aber immer wieder mit unerwartet humorvollen Einfällen auflockert.

Die autobiografisch inspirierte Story spielt, das ist ein großer Reiz, in Dresden. Doch die Autorin hat sich dankenswerterweise davor gehütet, Postkartenmotive abzubilden.

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Kleine Details machen den Realismus aus: Wenn die Glocken der Martin-Luther-Kirche läuten, wenn Lilli an der Haltestelle am Pirnaischen Platz auf die Straßenbahn wartet, wenn Partylocations unaufdringlich erkennbar sind, mal das Krematorium in Tolkewitz, mal der Flohmarkt am Elbufer.

Klengels Werk kam zuerst in Frankreich als Buch heraus

Comiczeichnerin und Ex-HfBK-Studentin Katja Klengel (34).
Comiczeichnerin und Ex-HfBK-Studentin Katja Klengel (34).  © Montage: PR/Adrian vom Baur

Die scheinbar einfachen schwarzweißen Tuschezeichnungen, die 2012 in rund 100 Folgen von der FAZ gedruckt wurden, sind komplexer, als es auf den ersten Blick scheint: Klengel greift sowohl auf den rüde-schmucklosen Stil US-amerikanischer Independent-Comics zurück, wie auf die eleganten, klaren Linien der französischen Comic-Tradition. Ein Lesegenuss.

2018 kam das Werk in Frankreich als zusammenhängende Graphic-Novel heraus, nun ist es auch auf Deutsch erschienen. Katja Klengel blickt mit Nostalgie darauf zurück. "Es war mein erster großer Comic-Auftrag", erklärt sie im Anhang des Buches. Gleichzeitig sieht sie die Geschichte als Liebeserklärung, sowohl an die Neustadt, in der sie gewohnt hatte, Clubs und Bars besuchte, wie an die Altstadt, wo sie studierte. Man merkt's.

"Als ich so alt war" ist ein kluges, warmherziges Comic-Buch, erschienen im Weimarer Verlag Schwarzer Turm, 15 Euro.

Titelfoto: Montage: PR/Adrian vom Baur, Verlag Schwarzer Turm

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