Wie Hollywood nach Dresden kam: Cate Blanchett und die Philharmonie

Dresden - Hollywood dreht im Kulturpalast und Cate Blanchett (52) dirigiert die Dresdner Philharmonie: Es ist ein aufregendes Filmprojekt, für das Dresden gerade die Kulisse abgibt. Wie ist es dazu gekommen?

Cate Blanchett (52) vergangenes Jahr in Venedig.
Cate Blanchett (52) vergangenes Jahr in Venedig.  © Alessandra Benedetti/Corbis

Da mit X-Filme eine deutsche Firma an der Produktion des Films beteiligt sei, wollte man ein deutsches Orchester als Partner gewinnen, sagt Intendantin Frauke Roth (54).

"Da die Dresdner Philharmonie auch in Verbindung mit dem neuen Konzertsaal im Kulturpalast zuletzt viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte, war auch die Filmproduktion auf uns aufmerksam geworden."

Anfang Mai ging die Anfrage der Produktionsfirma X-Filme Creative Pool GmbH telefonisch ein. "Ich habe um zwei Tage Bedenkzeit gebeten, um mich mit Orchester und Chefdirigent abzustimmen. Dann haben wir zugesagt", so Roth.

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Normalerweise ist ein solches Projekt in so kurzer Zeit planerisch kaum zu stemmen, doch ist es ausgerechnet die Pandemie-Situation, die es ermöglichte.

Roth: "Tatsächlich hat die coronabedingte Unsicherheit dazu beigetragen, dass uns die Durchführung terminlich und organisatorisch letztlich nicht schwergefallen ist."

Allein das musikalische Programm für das Konzert, in das die Dreharbeiten eingebettet wurden, musste dem Filmprojekt angepasst werden: Statt Mahlers 7. Sinfonie, die eigentlich im Spielplan vorgesehen war, musste auf die 5. Sinfonie umdisponiert werden, die dramaturgisch für das Filmskript unerlässlich ist.

Die Intendantin: ​"Wir haben das Konzert für die zwei regulären Konzerte im Kulturpalast mit Stanislav Kochanovsky geprobt. Für die Dreharbeiten wurden Teile der Sinfonie ein weiteres Mal gespielt."

Indentantin und Orchester sind angetan von "Professionalität" des Teams um den Regisseur

Momentaufnahme eines Konzerts während der Dreharbeiten im Kulti.
Momentaufnahme eines Konzerts während der Dreharbeiten im Kulti.  © privat

"Once in a lifetime", einmal im Leben, so habe es Marek Janowski (82) ausgedrückt, als sie ihm das Vorhaben vorstellte, so Roth. Der Chefdirigent war unbedingt dafür. Ähnlich die Reaktion im Orchester.

Robert-Christian Schuster (43), Stellvertretender Solo-Fagottist und Mitglied des Orchestervorstands: "Es ist uns Musikern, als wir in das Orchester eingetreten sind, nicht gesungen worden, dass wir mal Teil einer solchen Produktion sein werden. So eine Gelegenheit ergibt sich wohl nur einmal im Leben. Für mich kann ich sagen: Es ist beeindruckender, als ich mir vorgestellt habe."

Angetan sind Intendantin und Orchester von der "hohen Professionalität" des Teams um Regisseur und Drehbuchautor Todd Field (57) und vom Star des Films, Schauspielerin Cate Blanchett, deren Filmfigur Lydia Tár Dirigentin ist und deren Orchesterszenen mit der Philharmonie aufgenommen werden.

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Allzu viel darf nicht verraten werden, immerhin aber dieses: "Cate Blanchett war vorab schon für das Dirigieren gecoacht worden, sie war gut vorbereitet", sagt Roth: "Das Orchester und sie haben sich hervorragend aufeinander eingestellt, es war beeindruckend, sie bei der Arbeit zu beobachten." Blanchett sei "eine der einflussreichsten Frauen in der Kultur weltweit. Wir konnten erleben, dass sie zurecht dort steht, wo sie ist", so Schuster.

Intendantin Frauke Roth (54).
Intendantin Frauke Roth (54).  © Thomas Türpe

Dreharbeiten der Philharmonie mit Cate Blanchett sollen Mitte kommender Woche beendet sein

Solo-Fagottist Robert-Christian Schuster (43).
Solo-Fagottist Robert-Christian Schuster (43).  © Norbert Neumann

Wie er sie in ihrer Rolle als Dirigentin erlebt? Er nehme an, "dass das Kinopublikum, wenn es den fertigen Film sieht, keinen Zweifel an der Authentizität der Darstellung hat."

Für den stellvertretenden Orchestervorstand wie für seine Mitmusiker ist das Filmprojekt noch auf einer anderen Bedeutungsebene wichtig.

Schuster: "Wir im Orchester haben schnell erkannt, welche Strahlkraft diese Produktion nicht nur für die Philharmonie hat, sondern ebenso für Dresden. Ich meine, wir können der Stadt auf diese Weise nach all den negativen Schlagzeilen der letzten Zeit etwas wirklich Gutes tun."

Aller Voraussicht nach sollen die Dreharbeiten Mitte der kommenden Woche beendet sein.

Titelfoto: Montage: privat / Alessandra Benedetti/Corbis

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