Lausitzer Milchbauer schlägt Marktverbot ein Schnippchen
WITTICHENAU - Das bislang geltende Verbot der Wochenmärkte bedrohte einen Direktvermarkter vom Land. Gleichzeitig brach vielen Sachsen eine vertraute Bezugsquelle weg, die mehr war als nur ein Garant für frische Ware. Milchbauer Tobias Kockert (49) wollte das nicht hinnehmen und probte den Aufstand.

Es ist ein staubiger Weg zur "Krabat-Milchwelt" vor den Toren von Wittichenau. In tiefliegenden Pkw sollte hier niemand anreisen. Aber angekommen, entschädigen die frische Luft, ein gepflegter Hof sowie leckere Käse- und Milchwaren.
Im Nachfolgebetrieb einer früheren LPG lassen 14 Gesellschafter aus der Region 60 Menschen und 270 Kühe für sich arbeiten. Auf den ehemaligen Ländereien der Sagenfigur Krabat bewirtschaften sie Pacht-Flächen.
"Alles folgt dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft", so Kockert. Also Boden, Tier, Pflanze, Boden. "Wir produzieren gesunde Lebensmittel. Die Böden werden sorgsam behandelt." Die Milch geht zu 90 Prozent in die Großmolkerei nach Leppersdorf, der Rest auf Wochenmärkte in ganz Ostsachsen.

Bis zur Aufhebung des Marktverbotes (TAG24 berichtete) ab Dienstag war das vor einer Woche plötzlich weg. Eine Katastrophe, so Kockert - für die Kunden und die Region.
Eilig suchte er Auswege: Statt im Ausguss landete die vorhandene frische Milch bei Edeka in Kamenz und bei Rewe in Hoyerswerda. Parallel verlängerte er die Öffnungszeiten des Hofladens und etablierte einen Brötchenservice.
Wiederum bot ein Bäcker seine Milch- und Käseprodukte an. In Kamenz sollte auch ab dieser Woche ein Ersatz-Markt anlaufen: "An allen vier Ecken des Marktplatzes je ein Stand", lautete die Idee. Ebenso in Wittichenau. Doch die Stadtverwaltungen zeigten sich verhalten.
Nun ist wieder alles anders. Den schlauen Bauer Kockert freut's.


Wie andere Kleinunternehmer der Region auf das Verbot reagierten, könnt ihr hier nachlesen.
Titelfoto: Holm Helis