Chips statt Mäuse und Ratten: Neue Mikrosysteme gegen Tierversuche
Dresden - Noch testet die Wissenschaft neue Technologien an Tieren wie Fischen oder Ratten. Zwei Dresdner Forschungsinstitute arbeiten an einer alternativen Methode, um Tierversuche zu verringern.
Bevor neue Arzneimittel etwa im Kampf gegen Krebs am Menschen angewendet werden dürfen, sind umfangreiche Tierversuche notwendig. 2021 wurden bundesweit rund 1,86 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßler (meist Mäuse, Fische, Ratten) für Forschungszwecke verwendet.
"Viele Forschungsaufgaben lassen sich derzeit nur mithilfe solcher Tierversuche lösen", sagt Wiebke Sihver (54) vom Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) deutlich.
Deshalb sei es enorm wichtig, nach alternativen Möglichkeiten zu suchen. "Außerdem fehlen im Tiermodell oft wichtige Bezüge zum menschlichen Organismus."
Die Lösung könnte auch in sogenannten Mikrosystemen in der Größe einer Visitenkarte liegen. In denen können Organe mithilfe menschlicher Zellen nachgebaut werden.
Gefertigt werden die Chips aus übereinander geschichteten Kunststofffolien. Ventile und Kanäle simulieren das Gefäßsystem, eine kleine Pumpe den Herzschlag.
Tests mittels Zellkulturen könnten Tierversuche deutlich reduzieren
Sihver will jetzt mit Forschern vom Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) auch Tumormodelle auf Chips platzieren und so radioaktive Arzneimittel testen.
Geplant ist, auf den Chips auch ein Nierenmodell darzustellen. Die Tests mittels Zellkulturen auf einem Chip könnten - sofern erfolgreich - die Tierversuche deutlich reduzieren.
Mit patientenspezifischen Zellen könnten künftig sogar individuelle Krebstherapien entwickelt werden, hoffen die Forscher.
Titelfoto: Montage: 123RF/olegdudko, Amac Garbe/Fraunhofer IWS